Muss es ein Hund vom Züchter sein?

Warum ein Mischling oder ein Hund aus dem Tierheim eine gute und nachhaltige Wahl sein kann

Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, beschäftigen wir uns in dieser Magazin-Ausgabe mit dem Thema „Nachhaltigkeit“. Da denken Sie nicht zuallererst an die Herkunft von Hunden, sondern an das tägliche Zusammenleben? Verständlich. Doch obwohl viele Züchter in Deutschland einen sehr gewissenhaften Umgang mit ihren Tieren pflegen, glauben wir, dass auch Mischlinge und Hunde aus Tierheimen eine gute und nachhaltige Wahl sein können.

Ein Hund vom Züchter – wie nachhaltig ist das?

Einen Hund anschaffen – das ist eine schöne Vorstellung für viele Tierliebhaber. Vor allem in Familien mit Kindern ist ein tierisches Mitglied gerne gesehen. Und es gibt gute Gründe, warum Kinder mit Hunden aufwachsen sollten. Sie lernen schon früh, Verantwortung zu übernehmen, und eignen sich wichtige soziale Kompetenzen an. Aber:

 

Viele zukünftige Besitzer legen sich schnell auf einen reinrassigen Hund fest – und geben Hunden aus dem Tierschutz kaum eine Chance. 

 

Zu einem gewissen Teil ist das verständlich. Von einem seriösen Züchter, der einem Rasseverein zugehörig ist, können Sie einen Abstammungsnachweis und eine transparente Ahnenreihe erwarten. Sie haben viele Informationen, die Ihnen bei Mischlingen eventuell fehlen, und können sich schon früh ein gutes Bild von den Verhältnissen vor Ort machen. Auch besteht bei Hunden vom Züchter die Wahrscheinlichkeit, dass sich ihr rassetypischer Charakter in etwa so ausbildet, wie Sie es in vielen Büchern gelesen haben. Wenn Sie einen besonders friedlichen Familienhund suchen, der gut mit Kindern auskommt, kann ein Hund mit ungewisser Vergangenheit ein Risiko sein. Natürlich sind Hunde Individuen – wirkliche Gewissheit haben Sie nie. 

 

Nachhaltigkeit, so wie wir sie in unserer Gesellschaft definieren, bedeutet einen schonenden Umgang mit unserer Umwelt – Natürlichkeit und Rücksicht auf Ressourcen stehen im Vordergrund. 

 

Da kann schon mal der Gedanke aufkommen, dass eine übertriebene Reinrassigkeit der Natur im Wege steht. Ganz so weit gehen wir zwar nicht, denn wir kennen viele Züchter, die sehr verantwortungsvoll mit ihren Hunden umgehen – wir möchten aber trotzdem einen grundlegenden Kritikpunkt augfreifen:
 

Der beharrliche Wunsch nach schöner Optik kann zu Überzüchtungen führen – und damit zu Krankheiten. 

 

Licht und Schatten bei der Hundezucht

Ein Hund soll seinem Besitzer gefallen, klar. Doch der Anspruch nach Perfektion kann eine Hunderasse über viele Jahre verändern. Zuchthunde haben teilweise mit typischen Krankheiten wie zum Beispiel Gelenk- oder Atembeschwerden zu kämpfen, die auf Überzüchtungen zurückzuführen sein können. Sie haben vielleicht den schrägen Rücken eines Schäferhundes oder die extrem kurze Schnauze eines Mopses, die als „Schönheitsmerkmale“ gelten, vor Augen. Verantwortungsbewusste Züchter und ihre Vereine achten inzwischen vermehrt darauf, nur Hunde zur Zucht zuzulassen, bei denen solche rassetypische Probleme weniger auftreten.

 Ein deutscher Schäferhund mit einem schräg nach unten verlaufenden Rücken.

Nachhaltigkeit bedeutet im Kontext mit der Hundezucht auch, Veränderungen der Rasse durch menschliches Handeln zu vermeiden. An dieser Stelle empfehlen wir Ihnen eine sehenswerte 30-minütige Dokumentation des öffentlich-rechtlichen Formats „STRG_F“ auf YouTube, die das Thema Hundezucht kritisch hinterfragt.

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Im Video wird unter anderem die Hybridzucht thematisiert – ein momentaner Trend (Minute 27:50). Hierbei kreuzen Züchter zwei verschiedene Hunderassen bewusst – um bestimmte Merkmale zu erhalten und gleichzeitig auf die Gesundheit zu achten.

Artenvielfalt und Nachhaltigkeit im Tierheim

Obwohl Sie mit Sicherheit auch aus der Hundezucht ein wunderbares und gesundes Tier bekommen können, gehen wir den Aspekt der Nachhaltigkeit mal von einer anderen Seite an. Besonders vor dem Hintergrund, dass viele Tierheime in Deutschland überfüllt sind, muss ein Hund vom Züchter nicht automatisch die erste Wahl sein.

 

Ein Besuch im Tierheim lohnt sich immer. Wer weiß – vielleicht wartet dort ein einzigartiger Mischling auf Sie.


Einen Hund aus dem Tierheim zu adoptieren hat mehrere Vorteile – für die Hunde genauso wie für Sie. Zwar gibt es auch Welpenvermittlungen im Tierschutz, viele der dortigen Vierbeiner sind jedoch schon ausgewachsen. Sie können also besser einschätzen, was Sie bei einer Adoption erwartet. Die Tierpfleger können Ihnen sicherlich auch einiges zum Charakter der Hunde sagen. Und noch weitere Vorteile: Viele Hunde aus Tierheimen sind hübsche und sehr individuelle Mischlinge, die weniger anfällig für Krankheiten sind. Dazu müssen Sie im Tierheim natürlich deutlich weniger Geld bezahlen, weil Sie lediglich eine Schutzgebühr in Höhe von 200 bis 300 Euro zahlen. Mit diesem Geld finanzieren die Heime Kosten für Futter, Impfungen und Kontrolluntersuchungen.

Eine Pflegerin mit verschiedenen Hunden im Tierheim.

Die Hunde, die im Tierheim landen, bringen oftmals eine Geschichte mit. Sie haben womöglich unschöne Dinge erlebt, sind vernachlässigt worden und brauchen nun Zeit, um die Erfahrungen zu verarbeiten. Daher freuen sie sich besonders über Zuneigung und ein neues Zuhause. Besonders erfahrene Hundehalter können sich gut auf einen Hund mit einer Vorgeschichte einstellen. Vielleicht können genau Sie einem solchen Hund eine neue Heimat geben? Informieren Sie sich doch mal beim Tierheim in Ihrer Gegend. Möglicherweise werden auf der Website schon einige Hunde vorgestellt. Und wenn der Tag gekommen ist, an dem ein Hund bei Ihnen einzieht, begrüßen Sie ihn doch gleich mit selbst gemachtem Hundespielzeug. So geht Nachhaltigkeit im Alltag – auch mit Hund. 

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