Na, was denn nun? Halsband oder Geschirr – Geschirr oder Halsband? Und überhaupt: Welche Ausführung eignet sich dann am besten? Als Hundebesitzer haben Sie sich bestimmt schon mit diesen Fragen beschäftigt. Das Spazierengehen mit Hund ist ein Thema, zu dem viele Meinungen kursieren – zu Leinen, Halsbändern und Geschirren ohnehin. Mit diesem Artikel wollen wir Ihnen unsere Erfahrungen weitergeben. Viel Spaß beim Lesen!
Halsband oder Geschirr: Warum nicht beides?
Den generellen Unterschied zwischen einem Hundehalsband und einem Hundegeschirr kennen Sie sicher. Falls Sie nun hoffen, dass wir uns in diesem Artikel klar auf eine Seite schlagen, sagen wir gleich zu Anfang: Ganz so einfach ist es nicht. Die Frage, ob ein Halsband oder ein Geschirr die richtige Wahl für Ihren Hund ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Was wir Ihnen aber als Grundsatz mit auf den Weg geben können:
Ein Halsband eignet sich vor allem an der kurzen Leine und beim Training, während ein Geschirr gut mit einer Schleppleine kombinierbar ist.
Zur Erklärung: Je weiter Ihr angeleinter Hund von Ihnen entfernt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er unvorhergesehen mit Schwung in das Halsband bzw. in das Geschirr springt. Denn wie Sie wissen, hat jeder Hund seinen eigenen Kopf und ein eigenes Temperament. Während der eine vielleicht gemütlich neben Ihnen hertrottet, kann der andere es schon an der Haustür kaum erwarten. Ein Geschirr hat gegenüber einem Halsband den Vorteil, dass es den empfindlichen Hals (Luftröhre, Speiseröhre, Kehlkopf) und die Halswirbelsäule entlastet. Vor allem Welpen und junge Hunde lassen sich von vielen neuen Eindrücken ablenken und setzen manchmal sehr plötzlich zu einem Sprint an. Um Verletzungen im Halsbereich vorzubeugen, sollte bei ihnen eher ein Geschirr als ein Halsband verwendet werden.
Ein Tipp: Verwenden Sie Halsband und Geschirr ganz gezielt
Lydia Müller, Inhaberin der Martin Rütter DOGS Trier/Wittlich, sagt dazu in einem Interview:
„Im Alltag empfiehlt es sich, beide Hilfsmittel zu nutzen. Der Hund soll lernen, dass er entspannt an lockerer Leine neben dem Menschen laufen darf, wenn die Leine im Geschirr eingehakt ist, und der Mensch muss sich nicht auf die Leinenführigkeit konzentrieren. Im Leinenführigkeitstraining wird die Leine am Halsband befestigt und der Hund muss lernen, dass er dann nicht ziehen darf.“
Also: Es geht um Konditionierung. Ihr Hund lernt, dass die Aufmerksamkeit Ihnen gehört, wenn er ein Halsband trägt und angeleint ist. Das Geschirr kann er hingegen eher mit Freiraum verbinden – und dann ist es auch in Ordnung, wenn er ein wenig an der Leine zieht, um zum Beispiel einem Geruch nachzugehen.
Geschirr und Halsband: Worauf es außerdem ankommt
Für Hundehalsbänder und Hundegeschirre gibt es einen riesigen Markt. Material, Größe, Farbe, Art – damit Sie sich nicht erschlagen fühlen, geben wir Ihnen einen kleinen Überblick. So können Sie sich besser zurechtfinden.
Das richtige Geschirr für Ihren Hund
Um ein passendes Geschirr für Ihren Hund zu finden, ist es wichtig, Ihren Hund zu messen und dann eine sorgfältige Auswahl zu treffen. Je nach Hersteller sind unterschiedliche Maße nötig. Daher sind Sie gut beraten, gleich alle Maße zu nehmen. Das sind: Halsumfang, Bauchumfang, Taillenumfang, Rückenlänge und die Länge des Bruststegs. In diesem Video wird Ihnen das Messen eines Hundes ab Minute 2 anschaulich erklärt.
Ein Geschirr sollte verlässlichen Halt durch verstellbare, gepolsterte Gurte geben, nicht zu eng sitzen und auf keinen Fall die Beweglichkeit des vorderen Schultergelenks einschränken. Sie haben Ihren Hund gemessen, wissen aber nicht, welche Arten von Hundegeschirren üblich sind? Hier eine kleine Auflistung:
- Führgeschirr: Ein Führgeschirr gibt es in verschiedenen Ausführungen (zum Beispiel als X-Geschirr oder Y-Geschirr). Charakteristisch für ein Führgeschirr ist der Steg, der von der Brust zwischen den Vorderbeinen des Hundes hindurch verläuft.
- Beim X-Geschirr überkreuzen sich die Gurte auf dem Rücken des Hundes, bei manchen Modellen sind auch die Gurte des Bruststegs überkreuzt. Dadurch wird der Druck vom Brustbereich genommen.
- Recht bekannt ist das Y-Geschirr: Die leicht schräg nach hinten versetzte Halsung formt beim Betrachten von oben den Buchstaben „Y“. Durch diese Form wird der Druck beim Zug noch besser auf den Hundekörper verteilt.
- Norwegergeschirr: Es kennzeichnet sich durch einen waagerecht verlaufenden Brustgurt. Von diesem Geschirr raten wir allerdings ab. Es ist zwar leicht anzulegen, doch der Brustgurt kann die Beweglichkeit der Schulter einschränken oder nach oben in Richtung Hals verrutschen. Aus einem Norwegergeschirr wird sich Ihr Hund außerdem am ehesten befreien können.
- Sattelgeschirr: Ähnlich wie das Norwegergeschirr hat auch das Sattelgeschirr einen waagerecht verlaufenden Brustgurt. Auf dem Rücken befindet sich ein großes Polster mit einem Haltegriff, das tatsächlich einem Sattel ähnelt. Gut, um schnell zupacken zu können – schlecht für das Freiheitsgefühl und heiße Sommertage.
- Step-in-Geschirr: Ihr Hund dreht durch, wenn Sie ihm ein klassisches Geschirr über den Kopf legen wollen? Dann ist ein Step-in-Geschirr vielleicht das Richtige für Sie. Es wird einfach auf den Boden gelegt. Ihr Hund steigt mit den Vorderbeinen in die zwei Schlaufen, dann wird das Geschirr hochgezogen und am Rücken geschlossen.
Das Hundehalsband: Was ist wichtig?
Ein Hundehalsband soll schön aussehen, na klar. Auch wir würden unseren Hunden nur ungern ein Halsband kaufen, das uns optisch nicht anspricht. Trotzdem wissen wir, dass die Optik nicht das einzige Kriterium sein darf. Auch hier können wir Ihnen ein paar Punkte nennen, auf die Sie achten sollten. Grundsätzlich:
Ein Hundehalsband sollte so eng anliegen, dass sich ein bis zwei Finger problemlos darunter schieben lassen. Mehr aber auch nicht.
Wie ein Geschirr ist natürlich auch ein Halsband idealerweise gepolstert. Für die Breite eines Halsbandes gibt es einen praktischen Richtwert. Es sollte nicht schmaler als der Nasenschwamm Ihres Hundes sein. Falls Sie nicht wissen, was das ist: Der Nasenschwamm ist der vordere, meist schwarze Teil der Hundenase. Zu schmale Halsbänder können den Druck auf den Halsbereich Ihres Tieres verstärken. Eine Mindestbreite sorgt also für eine gleichmäßigere Verteilung. Was den Verschluss betrifft, können Sie in den meisten Fällen zwischen einem Klickverschluss und einer Dornschließe wählen. Bei beiden Varianten raten wir zu einem Verschluss aus Metall, da dieser langlebiger als ein Kunststoffverschluss ist. Und ganz wichtig: Der Ring, an dem Sie die Leine befestigen, sollte sich auf keinen Fall gegenüber dem Verschluss befinden, da der sonst genau auf den Kehlkopf Ihres Hundes drücken würde. Achten Sie also darauf, dass der Ring in der Nähe des Verschlusses angebracht ist. Auf dem folgenden Bild ist das gut zu erkennen.
Und wenn Sie ohne einen der klassischen Verschlüsse auskommen möchten, gibt es noch das sogenannte Zugstopphalsband. Dieses legen Sie über den Kopf Ihres Hundes. Es zieht sich nur dann zusammen, wenn er an der Leine zieht. Dieses Halsband können Sie ins Training integrieren, achten Sie aber unbedingt darauf, dass keine Hundehaare in der Zugvorrichtung klemmen – das könnte schmerzhaft werden.
Was Sie außerdem beachten müssen? Machen Sie sich auch Gedanken über das Material.
Lederhalsbänder wirken edel und sind bei guter Pflege langlebig, sie sind jedoch teuer und nicht gut fürs Schwimmen geeignet.
Da wären Sie mit einem Halsband aus Biothane besser beraten. Es fühlt sich wie Leder an, ist nachhaltig und besteht aus einem Polyestergewebe mit einer Ummantelung aus verschiedenen Kunststoffarten. Das hochwertige Band im Kern gewährleistet eine enorme Reißfestigkeit. Biothane kann nicht schimmeln und nicht verwittern – selbst wenn Sie es tagelang draußen im Regen liegen lassen. Auch Halsbänder aus Nylon trotzen dem nassen Wetter. Pluspunkt: Sie sind vergleichsweise leicht und preisgünstig.
Sie merken schon: Bei der Frage „Halsband oder Geschirr?“ gibt es kein eindeutiges „Richtig oder Falsch“. Mit diesem Artikel wollten wir Ihnen zeigen, dass beides sinnvoll sein kann: Halsband und Geschirr. Lassen Sie sich idealerweise im Fachhandel beraten, ehe Sie eine Bestellung aufgeben, die Ihren Erwartungen in der Realität nicht entspricht. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund viel Spaß beim Spazierengehen!