Hunde entdecken die Welt mit allen Sinnen. Dabei stecken sie mit ihrer Nase stets mitten im Geschehen. Aber mit der Schnauze versuchen sie auch, sich die Welt zu erschließen. Dabei kosten sie auch immer wieder Lebensmittel, die ihnen nicht gut bekommen. Tierarzt Dr. Seide klärt auf, welche Lebensmittel die Hunde lieber vermeiden sollten und bei welchen der Konsum im schlimmsten Fall sogar tödlich enden kann.
Tierarzt Dr. Andreas Seide kümmert sich schon seit 1998 mit seinem Team um das Wohl seiner kleinen und großen Patienten.
Herr Dr. Seide, wie macht es sich bemerkbar, dass ein Hund etwas Unverträgliches gegessen hat? Und merken Hunde nicht instinktiv, was sie fressen dürfen und was nicht?
Der Stoffwechsel von Hunden unterscheidet sich stark von dem von Menschen. Sie können vorher nicht differenzieren, welche Lebensmittel für sie bekömmlich sind und welche nicht. Daher fressen Hunde erst einmal und testen so aus, was ihnen gut-tut. Haben sie nun etwas nicht Bekömmliches gefressen, äußert es sich meist durch eines dieser Symptome:
Bei welchen Lebensmitteln sollte man unbedingt darauf achten, dass Hunde sie nicht fressen?
Die folgenden Lebensmittel sind für Hunde nicht gut verträglich oder sogar giftig. Achten Sie daher darauf, dass Ihr Hund diese – auch vom Boden – nicht frisst:
(Starke) Gewürze
Gewürze wie Pfeffer oder Chili sind meist viel zu intensiv für Hunde. Der empfindliche Magen eines Hundes kann stark gewürzte Speisen nämlich nur schwer verdauen. Auch salziges Futter entzieht dem Körper zusätzliche Flüssigkeiten, die für eine gesunde Verdauung wichtig sind. Für Hunde mit einer Vorerkrankung am Herzen ist eine salzarme Ernährung generell besonders ratsam.
Lauchgewächse: Zwiebeln und Knoblauch
Schon der Verzehr von kleinen Zwiebeln kann, je nach Größe des Hundes, tödlich sein. Lauchgewächse wie Knoblauch, Speise- oder Frühlingszwiebeln enthalten schwefelhaltige Verbindungen. Die für Menschen ungefährlichen Stoffe geben den typischen Geschmack der Gewächse ab. Anders als bei Menschen zerstören sie bei Hunden allerdings die roten Blutkörperchen und lösen so eine Blutarmut aus. Das kann im schlimmsten Fall zum Tod der Tiere führen .
Rohes Schweinefleisch
Rohes Schweinefleisch kann für Hunde gefährlich sein. Da Schweine von der Aujeszkyschen Krankheit betroffen sein können und dies über ihr Fleisch übertragen können, ohne selbst klinisch erkrankt zu sein, sollten Sie Ihrem Hund nur vollkommen durchgegartes Schweinefleisch füttern. So gehen Sie sicher, dass alle möglichen Keime abgestorben sind. Auf ein herumliegendes Mettbrötchen sollten Hunde daher lieber verzichten. Es gilt also: Schweinefleisch, das erhitzt wurde, stellt für Ihren Hund kein Risiko mehr dar.
Für manche Hunde ist aber eine BARF Ernährung genau das Richtige. Dabei sollte aber ebenfalls auf Schweinefleisch verzichtet werden, sonst drohen Lebensmittelvergiftungen oder die Übertragung von Krankheitserregern bei Hunden.
Nachtschattengewächse
Im unreifen Zustand sind Nachtschattengewächse wie Kartoffeln, Tomaten und Auberginen für Hunde giftig. Gerade die grünen Stellen der Gewächse enthalten besonders viel des Giftstoffes Solanin. Achten Sie beim Füttern Ihres Tieres also unbedingt darauf, dass es beispielsweise keine unreifen Kartoffeln verzehrt. Je reifer das Nachtschattengewächs ist, desto weniger Solanin ist enthalten und entsprechend weniger gefährlich ist das Gewächs für Ihr Tier.
Unverarbeitetes Steinobst
Viele Obstsorten enthalten lebenswichtige Vitamine und Ballaststoffe. Die sind natürlich auch für Hunde gesund. Steinobstsorten haben allerdings, wie das Wort es schon sagt, einen festen, manchmal steinharten Kern. Dieser enthält die für Hunde und Menschen giftige Blausäure. Menschen essen automatisch um den ungenießbaren Kern herum. Das machen Hunde nicht. Zerkauen sie also einen der Kerne, kann die enthaltene Blausäure zu Vergiftungen und der harte Kern zu Darmverletzungen führen. Achten Sie also stets darauf, dass Ihr Hund nur klein geschnittenes und entkerntes Steinobst zum Essen bekommt, sonst kann er sich an dem Kern verschlucken oder den Kern zerkauen.
Avocados
Ähnlich wie beim Steinobst besteht bei einer Avocado die Gefahr, dass sich der Hund an dem großen Kern verschluckt oder verletzt. Zusätzlich enthält das Fruchtfleisch der Avocado einen Stoff, der für Hunde und andere Haustiere giftig ist. Je reifer die Avocado ist, desto mehr des für Tiere giftigen Stoffes enthält die Frucht. Aber auch der hohe Fettgehalt der Avocado macht sie zu einem für Hunde unverträglichen Lebensmittel und kann zu Verdauungsproblemen führen.
Weintrauben und Rosinen
Auch Weintrauben gehören zu den Obstsorten, die für Hunde nicht verträglich sind. Ob frisch oder in getrockneter Form, also als Rosinen, Weintrauben führen beim Hund zu Erbrechen und anderen Magen-Darm-Problemen. Also geben Sie Ihrem Hund auch trotz Betteln auf keinen Fall Weintrauben.
Nüsse
Nüsse sollte Ihr Hund aus zweierlei Gründen lieber meiden: Zum einen besteht bei manchen Sorten die Gefahr, dass sie verschluckt werden können. Zum anderen enthalten manche Nüsse für Hunde giftige Stoffe. Walnüsse, Mandeln und Macadamia-Nüsse sollte Ihr Hund dabei besonders dringend vermeiden. Macadamia-Nüsse enthalten beispielsweise Cyanogene Glykoside, die bei Hunden Krämpfe und Vergiftungserscheinungen auslösen können.
Hülsenfrüchte
Für Hunde sind Hülsenfrüchte, ähnlich wie für viele Menschen, nur schwer verträglich. Roh sollten Sie Ihrem Hund also lieber gar keine Hülsenfrüchte geben. Im gekochten Zustand sind sie für Hunde wesentlich einfacher verdaubar und dürfen in Maßen gefüttert werden.
Schokolade
Viele Hundehalter wissen bereits, dass Schokolade für ihren Hund zu einem bösen Verhängnis werden kann. Denn Schokolade enthält den Wirkstoff Theobromin. Dieser sorgt bei Ihnen für Glücksgefühle, ist aber für Ihren Vierbeiner giftig. Hunde (und auch Katzen) können Theobromin, anders als Menschen, nämlich nur sehr langsam abbauen. Daher sollte Ihr Hund lieber keine Schokolade bekommen. Sie können sich gut merken:
Je dunkler die Schokolade, desto mehr Theobromin enthält diese und desto giftiger ist die Schokolade für Ihr Tier.
Dr. Seide
Wenn Ihr Hund Schokolade gegessen hat, sollten Sie also schnell einen Tierarzt aufsuchen.
Fallobst
Nicht nur die Lebensmittel selbst können für Hunde gefährlich sein. Auch die Umgebung, in der sie die vermeintlichen Leckereien suchen, kann zu Problemen führen. Gerade im Sommer, wenn viele süße Früchte reif sind und vom Baum oder Strauch fallen, sind umherfliegende Wespen eine weitere Gefahr für Ihren Hund. Verschluckt Ihr Hund beim Früchte-Naschen zufällig auch eines der Insekten, kann es für ihn gefährlich werden. Wie beim Menschen kann auch bei Hunden nach einem Wespenstich ein allergischer Schock (sog. anaphylaktischer Schock) auftreten. Dieser kann im schlimmsten Fall zu einer lebensgefährlichen Atemnot führen und sogar tödlich enden. Achten Sie deshalb besonders bei Fallobst darauf, dass Ihr Hund keine Wespen verschluckt.
Milch
Wie manche Menschen vertragen auch einige Hunde keine Milchprodukte. Der in der Milch enthaltene Zucker, die Laktose, kann vor allem von älteren Hunden meist nicht richtig aufgenommen werden und führt dann zu Übelkeit oder Verdauungsproblemen. Ist Ihr Hund schon seit dem Welpenalter an Milchprodukte wie Quark oder Käse gewöhnt, kann es gut sein, dass er diese in geringen Mengen trotzdem verträgt. Klären Sie im Zweifel mit Ihrem Tierarzt ab, ob Ihr Hund Milcherzeugnisse essen und Milch trinken darf.
Katzenfutter
Ähnlich wie Katzen finden auch Hunde den Geruch von Katzenfutter interessant und anziehend. Sie probieren daher gerne mal, was ihre Haustier-Kollegen im Napf haben. Doch aufgepasst: Katzenfutter ist für die Ernährung von Hunden zu eiweißhaltig, erhöht die Durchfall-Anfälligkeit und kann die Leber belasten.
Achten Sie auf eine gleichbleibende Ernährung Ihres Hundes
Der Magen Ihres Hundes ist empfindlich. Wenn neue Lebensmittel hinzukommen, die der Magen nicht kennt oder die nur schwer verdaulich sind, meldet er sich schnell. Achten Sie deshalb bei Ihrem Hund auf eine gleichbleibende Ernährung, die für diesen schmackhaft ist, aber nicht zu oft wechselt.
Was sollten Hundehalter tun, wenn der Hund etwas Unverträgliches gefressen hat?
Bewahren Sie erst einmal Ruhe, wenn Ihr Hund eines der oben genannten Lebensmittel gegessen hat. Auch bei Tieren macht die umgangssprachliche „Dosis das Gift“. Frisst zum Beispiel Ihr großer Schäferhund eine Rosine, müssen Sie sich in der Regel nicht direkt an einen Tierarzt wenden. Verspeist allerdings Ihr kleiner, leichter Terrier ein Stück Schokolade, heißt es schnell handeln. Generell gilt: Sie kennen Ihr Tier am besten und können einschätzen, ob es ärztliche Hilfe braucht. Verhält es sich ungewöhnlich und leidet an akuten Symptomen wie Erbrechen oder Durchfall, sollten Sie aber in jedem Fall Ihren Tierarzt kontaktieren.