Entwicklungsphasen bei Hunden – die Tabelle als Überblick
Jede Entwicklungsphase hat andere Anforderungen: Vom unterstützungsbedürftigen Welpen zum souveränen erwachsenen Hund
Die Entwicklung eines Hundes verläuft über mehrere Phasen. Jede Phase bringt besondere körperliche und geistige Veränderungen mit sich, die das Leben des Hundes prägen. Vom neugeborenen Welpen, der völlig auf die Betreuung seiner Mutter angewiesen ist, bis zum selbstständigen, erwachsenen Hund hat jede Stufe ihre eigenen Herausforderungen. In diesem Artikel werfen wir gemeinsam mit Tierarzt Dr. Seide einen detaillierten Blick auf die verschiedenen Lebensabschnitte eines Hundes, erläutern die wichtigsten Entwicklungsmerkmale und geben praktische Tipps, wie Hundehalter diese entscheidenden Phasen optimal begleiten können.
Unser Interviewpartner
Tierarzt Dr. Andreas Seide arbeitet seit 1998 in Bremen mit seinem Team für das Wohl seiner Patienten.
In welcher Entwicklungsphase befindet sich Ihr Hund?
Neugeborenenphase | 0-6 Wochen |
Übergangsphase | 3-6 Wochen |
Sozialisierungsphase | 6-12 Wochen |
Juvenile Phase | 3-6 Monate |
Adoleszenz | 6-15 Monate |
Erwachsenenalter | ab 15 Monaten |
Seniorenalter | je nach Rasse ab 7 Jahren |
Was sollten Hundehalter in der Neugeborenenphase (0–6 Wochen) beachten?
Die erste Phase im Leben eines Hundes ist die Neugeborenenphase, welche die ersten sechs Wochen umfasst. In dieser Zeit sind die Welpen völlig abhängig von ihrer Mutter. Sie verbringen die meiste Zeit damit, zu schlafen und zu trinken, was für ihr Wachstum und die Entwicklung ihres Immunsystems unerlässlich ist. Die Muttermilch enthält alle wichtigen Nährstoffe, die ein Welpe benötigt, um sich gesund zu entwickeln.
Eine mangelhafte Ernährung in dieser Phase kann später zu Entwicklungsstörungen führen
Falls die Mutterhündin nicht für ihren Welpen sorgen kann, muss der Welpe mit spezieller Welpenmilch oder Welpenfutter gefüttert werden. Diese sollten genau dosiert und auf die Bedürfnisse der Welpen abgestimmt sein.
Wie unterscheidet sich die Übergangsphase (3–6 Wochen) von der Neugeborenenphase?
Die Übergangsphase ist der Start in die Selbstständigkeit. Welpen beginnen
- ihre Sinne zu nutzen,
- selbstständig zu laufen,
- Interesse an ihrer Umgebung zu zeigen,
- feste Nahrung zu probieren und
- reagieren auf Geräusche und Licht.
Halter können diese Phase daran erkennen, dass die Welpen anfangen, sich aktiver zu bewegen, neugierig zu werden und das Futter ihrer Mutter zu kosten.
„In diesem Alter haben die Welpen einen besonders empfindlichen Verdauungstrakt.“
– Tierarzt Dr. Seide
Zu diesem Zeitpunkt ist es wichtig, die Welpen schrittweise an feste Nahrung heranzuführen. Das Trockenfutter sollte eingeweicht werden, um die Umstellung von der Milch zu erleichtern. Ein weiches und gut verdauliches Welpenfutter ist ideal, um den sensiblen Verdauungstrakt nicht zu überlasten.
Sozialisierungsphase: Was brauchen Hunde von der 6. bis zur 12. Woche?
In der Sozialisierungsphase entwickeln Welpen ihre sozialen Fähigkeiten. Sie lernen durch Spielen und die Interaktionen mit Geschwistern und Menschen – das prägt ihr Verhalten. Sie reagieren aktiv auf Geräusche, beginnen auf ihren Namen zu hören und zeigen erste Anzeichen einer Bindung zu ihren Haltern. Sie erkennen diese Phase an der zunehmenden Neugier, dem verspielten Verhalten und der wachsenden Bindung an Menschen und andere Tiere.
Jetzt ist häufiger Kontakt mit anderen Hunden und Menschen wichtig
In dieser Phase sollten Sie besondere Aufmerksamkeit auf die Sozialisierung ihres Welpen legen. Regelmäßige Ausflüge auf Hundespielplätze und Kontakt mit Menschen sind wichtig, um einen Hund zu sozial kompetentem Verhalten zu erziehen. Auch die Erziehung beginnt in dieser Phase, wobei positive Verstärkung und Geduld entscheidend sind.
Der RINTI-Ernährungstipp für Hunde in der Sozialisierungsphase
Die Umstellung auf feste Nahrung sollte in diesem Alter abgeschlossen sein, wobei Sie darauf achten sollten, dass das Futter reich an Proteinen und Kalzium ist. Das unterstützt das Knochenwachstum Ihres Hundes. Achten Sie ebenfalls darauf, dass das Futter eine angepasste Menge an Energie liefert, um das Wachstum optimal zu unterstützen, ohne den Welpen zu überfüttern.
Was zeichnet die juvenile Phase (3–6 Monate) aus?
Die juvenile Phase ist eine Zeit des intensiven Wachstums. Welpen entwickeln sich körperlich schnell, wachsen in die Höhe und legen an Muskelmasse zu. Sie zeigen mehr Selbstständigkeit und beginnen ihre Umwelt intensiver zu erkunden. Sie können diese Phase an den deutlichen Wachstumsschüben und der zunehmenden Unabhängigkeit erkennen.
Der RINTI-Ernährungstipp für Hunde zwischen 3 und 6 Monaten
Diese Phase erfordert eine besonders sorgfältige Überwachung der Ernährung und Bewegung. Übermäßig schnelles Wachstum kann später zu Problemen mit den Gelenken – beispielsweise einer Hüftdysplasie – führen. Daher sollte die Ernährung so gestaltet sein, dass der Welpe alle notwendigen Nährstoffe in der richtigen Balance erhält, ohne dass er über- oder unterversorgt ist. Er sollte eine ausgewogene Mischung aus
- Proteinen,
- Fetten,
- Vitaminen und
- Mineralstoffen enthalten.
Adoleszenz (6–15 Monate): Ihr Hund wird erwachsen
In der Adoleszenz erreicht der Hund die Geschlechtsreife und beginnt seine Rolle in der sozialen Hierarchie zu testen. Es ist eine Phase des Austestens von Grenzen – vergleichbar mit der Pubertät beim Menschen. Das Verhalten kann unberechenbarer und launischer sein. Halter erkennen diese Phase an diesen vier Anzeichen:
- wechselhafte Persönlichkeit
- Desinteresse an Nahrung
- Bedürfnis nach Unabhängigkeit
- gelegentliche Herausforderungen in der Erziehung
Eine konsequente Erziehung ist in dieser Phase besonders wichtig. Ihr Hund könnte versuchen, Regeln infrage zu stellen, daher sollte die Erziehung klar und konsequent weitergeführt werden. Auch die körperliche Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen, sodass eine angepasste Ernährung weiterhin von Bedeutung ist.
„In dieser Phase sollten Hundebesitzer beginnen, das Futter auf Erwachsenenfutter umzustellen.“
– Tierarzt Dr. Seide
Der Übergang erfolgt am besten schrittweise, um Verdauungsprobleme zu vermeiden. Das Futter sollte weiterhin reich an hochwertigen Proteinen sein, aber der Energiegehalt sollte an die langsamere Wachstumsrate angepasst werden.
Was sollten Halter im Erwachsenenalter (ab 15 Monaten) ihres Hundes beachten?
Im Erwachsenenalter ist der Hund voll entwickelt. Er hat seine endgültige Größe erreicht und zeigt ein stabiles, selbstbewusstes Verhalten. Der Hund ist nun in der Lage, klare Signale zu geben und erwartet auch klare Regeln von Ihnen. Diese Phase erkennen Sie als Hundehalter an der ausgereiften Körperform, dem gefestigten Verhalten und der Bereitschaft, Aufgaben und Kommandos konsequent auszuführen.
Regelmäßige Bewegung, geistige Stimulation und ausgewogene Ernährung sind jetzt essenziell
Hunde, die sehr aktiv sind, benötigen mehr Energie und Proteine, während weniger aktive und kleinere Hunde eine kalorienärmere Ernährung benötigen, um Krankheiten wie Übergewicht zu vermeiden. Das Futter sollte daher an das Aktivitätslevel und die Größe Ihres Hundes angepasst sein.
Seniorenalter (je nach Rasse ab 7 Jahren): Brauchen Hunde mehr Ruhe?
Das Seniorenalter bei Hunden bringt erste Anzeichen des Alterns:
- der Hund wird ruhiger,
- die Bewegungen werden langsamer und
- er schläft mehr
Es können gesundheitliche Probleme auftreten, von denen die häufigsten Gelenkbeschwerden oder Seh- und Hörprobleme sind. Sie erkennen diese Phase an der nachlassenden Energie, vermehrtem Ruhebedürfnis und eventuell beginnenden (gesundheitlichen) Einschränkungen.
Hunde im Seniorenalter benötigen eine andere Art von Pflege und Aufmerksamkeit
Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen sind wichtig, um altersbedingte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Zudem sollten die körperlichen Aktivitäten an die Bedürfnisse des älteren Hundes angepasst werden. Auch bei der Ernährung ändert sich einiges. Seniorenhunde benötigen weniger Kalorien, da ihr Stoffwechsel langsamer wird. Gleichzeitig sollte das Futter leicht verdaulich sein und Nährstoffe wie beispielsweise Omega-3-Fettsäuren und Glucosamin enthalten und so Gelenkschmerzen vorbeugen. Wie in jedem Alter sollte Übergewicht unbedingt vermieden werden, da es die Belastung der Gelenke erhöht und das Risiko für andere gesundheitliche Probleme steigert.
Gewährleisten Sie langfristige Gesundheit durch richtige Ernährung
Eine ausgewogene und auf die jeweilige Entwicklungsphase abgestimmte Ernährung ist entscheidend für ein gesundes Hundeleben. Hunde, die in ihrer Jugend optimal ernährt werden, haben ein geringeres Risiko für chronische Erkrankungen und sind in der Regel widerstandsfähiger gegenüber gesundheitlichen Herausforderungen im Alter.
„Passen Sie daher die Ernährung im Laufe des Hundelebens immer wieder an. Denn die Ernährungsbedürfnisse Ihres Hundes ändern sich laufend. Was für einen Welpen ideal ist, kann für einen erwachsenen oder älteren Hund zu nährstoffreich oder ungeeignet sein.“
– Tierarzt Dr. Seide
Neben der richtigen Ernährung sind regelmäßige Besuche beim Tierarzt unerlässlich, um sicherzustellen, dass der Hund sich gesund entwickelt. Tierärzte können das Wachstum überwachen, eventuelle Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen und Ihnen wertvolle Tipps zur Fütterung und Pflege geben.