Sehen Hunde auf dieselbe Weise wie Menschen? Warum können Hunde einen grünen Ball schwer auf der Wiese finden? Und was ist der „leuchtende Teppich“? Diesen Fragen gehen wir auf den Grund und beantworten sie in unserem Fakten-Check.
Das Auge: Beim Hund und Mensch gleich?
Das Hundeauge ähnelt dem menschlichen Auge sehr: Es besteht aus dem Augenlid, der Nickhaut – so nennt sich die Bindehaut am Lid –, der Leder- und Hornhaut, der Iris und der Pupille. Im hinteren Bereich des Auges liegen die Aderhaut und der Sehnerv – dort sitzt auch die Netzhaut. In ihr befinden sich Rezeptoren, die sich bei Lichtkontakt regen. Diese Signale verarbeitet das Gehirn in Bilder und Farben, die Menschen und Hunde im alltäglichen Leben wahrnehmen. Sieht Ihr Hund die Welt also genauso, wie Sie es tun? Nein – der wesentliche Unterschied liegt in der Menge der Rezeptoren, die sich in der Netzhaut bei Hunden und Menschen befinden: Wir unterscheiden zwischen „Zapfen“ und „Stäbchen“. Durch Zapfen erkennen wir Farben und die Stäbchen regulieren die Lichtverhältnisse. Während Menschen besonders viele Zapfen haben, überwiegen bei Hunden die Stäbchen. Was resultiert daraus? Hier fassen wir die wichtigsten Eigenschaften des Hundeauges zusammen:
Hundebrillen: Hilfreich bei Schnee und starker Kurzsichtigkeit
Witzig gemeinte Fotos von Hunden mit Brille oder Sonnenbrille sieht man öfter. Doch manche Hunde profitieren wirklich, wenn sie eine spezielle Hundebrille tragen:
- Hundebrillen schützen die Augen von Rettungshunden, etwa in Skigebieten. Greller Sonnenschein und gleißender Schnee können hier sonst schnell zu Augenschäden führen. Auch beim Segeln oder Wandern im Hochgebirge kann eine Sonnenbrille für den Hund sinnvoll sein.
- Eng anliegende Hundebrillen bieten einen Schutz vor Sonnenlicht und Zugluft für Hunde mit sehr empfindlichen Augen.
- Manche Hunde leiden genau wie Menschen unter starker Kurzsichtigkeit. Dann kann eine Hundebrille mit angepasster Stärke sinnvoll sein.
Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Hund eine Sonnenbrille braucht oder nicht mehr so gut sieht wie früher? Dann lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten. Beim Kauf einer Hundebrille kommt es vor allem darauf an, dass sie sicher und bequem sitzt. Hundebrillen werden meist mit einem elastischen Gurt befestigt. Manche Modelle haben kleine Lüftungsschlitze, die bei Wärme dafür sorgen, dass die Brille nicht so schnell beschlägt. Üben Sie das Anlegen und Tragen der Brille mit Ihrem Hund, damit er sich daran gewöhnt.
Der Fakten-Check: Wie sieht Ihr Hund?
1. Ihr Hund sieht in der Dämmerung und im Dunkeln sehr deutlich und scharf.
Gründe dafür sind einerseits der hohe Anteil an Stäbchen in der Netzhaut Ihres Hundes und andererseits das Phänomen des „leuchtenden Teppichs“ (im Lateinischen „Tapetum lucidum“ genannt). Das Phänomen ist Ihnen bestimmt schon mal aufgefallen: Bei Lichteinfall leuchten die Augen von Katzen und Hunden grün-gelb – nicht ohne Grund nennen wir die Reflektoren an unserem Fahrrad „Katzenaugen“. Im Hintergrund des Hunde- und Katzenauges liegt die Aderhaut, die den genannten leuchtenden Teppich enthält. Das ist eine Schicht, die einfallendes Licht verstärkt aufnimmt und reflektiert – so können Hunde und Katzen im Dunkeln besser sehen. Menschen besitzen diese lichtempfindliche Schicht nicht.
2. Ihr Hund sieht Farben ähnlich wie ein Mensch, der eine Rot-Grün-Schwäche hat.
Die Ursache liegt in den Farbrezeptoren. Menschen haben drei unterschiedliche Farbzapfen, mit denen sie rote, grüne und blauviolette Lichtwellen wahrnehmen können. Daraus resultiert ein Spektrum an 200 unterschiedlichen Farben und mehr als 20 Millionen Farbtönen, die Menschen erkennen können. Ihr Hund hat nur zwei Farbrezeptoren, mit denen er grüne und blaue Lichtwellen aufnimmt. Das heißt, sein Farbspektrum verkleinert sich: Er sieht Rot und Grün wie gelb und Purpur wie blau, manchmal auch grau. Deshalb erkennt Ihr Hund beim Spielen auf der Wiese grün-gelbe Spielzeuge nur schwer. Besser ist ein blaues Spielzeug ;-).
Allerdings ist Ihr Hund in der Lage, ultraviolette Lichtwellen zu sehen. So erkennen Hunde beispielsweise hinterlassenen Urin von anderen Hunden – dort bleibt Ihr Hund beim Gassigehen stehen, auch wenn Sie vielleicht nichts sehen.
3. Ihr Hund ist kurzsichtig.
Objekte, die in der Ferne liegen, sieht Ihr Hund unscharf. Deshalb nimmt er Objekte, die stillstehen, kaum bis gar nicht wahr. Dafür reagiert Ihr Hund auf Bewegungen umso schneller. Das hat evolutionäre Gründe, die der Hund vom Wolf geerbt hat: Wölfe jagen und erfassen ihre Beute in Höchstgeschwindigkeit – so hat sich ihr Auge auf schnelle Bewegungen optimiert. Ihr Hund profitiert bis heute davon: Beim Spielen erkennt er das Frisbee aus mehreren Metern Entfernung und schnappt es punktgenau ohne Probleme aus der Luft.
4. Ohne den Kopf zu drehen, hat Ihr Hund ein Sichtfeld von 240 Grad.
Das sind 60 Grad mehr als beim Menschen. Die Augen Ihres Hundes liegen weiter auseinander, sodass daraus logischerweise ein größeres Sichtfeld resultiert. Auch das ist auf die Evolution zurückzuführen: Wölfe können bei der Jagd den Wald schnell nach Beute absuchen und mögliche Bedrohungen ausgezeichnet erkennen.
Doch das Ganze hat einen Nachteil: Dass die Augen Ihres Hundes weiter auseinanderstehen, schränkt seine räumliche Wahrnehmung ein. Denn bei Hunden überlappen sich die Sehfelder der einzelnen Augen nur in einem kleinen Winkel von 30 bis 60 Grad. Zum Vergleich: Beim Menschen sind es ca. 120 Grad. Hunde haben demnach Schwierigkeiten, Entfernungen und Größen in einen räumlichen Kontext einzuordnen.