Hütehunde für Schafe – Hunderassen, Futter und Alltag
Was Hütehunde lernen müssen und wie Schäfer sie erziehen
Hunde sind unsere besten Freunde – doch einige Menschen haben ein besonders enges Verhältnis zu ihnen. Sie leben und arbeiten eng mit ihnen zusammen und sind auf ihre Hilfe angewiesen. Im Interview verrät der Schäfer Florian Stümpel, welche Rolle die Hunde bei seiner Schäferei spielen – und warum die Nachfrage nach alten Hunderassen auch zu Problemen bei seiner Arbeit führen kann. Und er erklärt, was er als Schäfer zum Thema Wolf denkt.
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Florian Stümpel ist Schäfer. Seine Schafherde hat insgesamt rund 600 Schafe. Im Winter ist er in Norddeutschland auf sogenannten Zwischenfrucht-Flächen unterwegs, bevor die Ablammzeit beginnt. Dann kommen zu den 600 Mutterschafen noch einmal die Lämmer hinzu. Für den Herdenschutz besitzt er sechs Hunde: drei Kaukasen und drei Kangals. Dazu kommen noch vier Harzer Füchse als Hütehunde.
Was interessiert Sie besonders?
- Wie sieht Ihr Alltag als Schäfer aus?
- Welche Arbeiten übernehmen die Hütehunde für die Schafherde?
- Welche Hunderassen setzen Sie für bei Ihrer Schafherde ein?
- Wie lange dauert die Ausbildung der Herdenschutz- und Hütehunde?
- Kommt es auch vor, dass ein Herdenschutz- oder Hütehund am Ende für seinen Job doch nicht geeignet ist?
- Haben Sie spezielle Anforderungen ans Futter für Ihre Herdenschutz- und Hütehunde?
Herr Stümpel, wie sieht Ihr Alltag als Schäfer aus?
Viele Menschen stellen sich die Arbeit eines Schäfers als beschauliches Leben inmitten der Natur vor. In Wirklichkeit ist es harte Arbeit: Wir sind mit den Hunden und Schafen jeden Tag bei Wind und Wetter draußen, haben lange Arbeitstage und daneben das unternehmerische Risiko. Seuchen wie die Blauzungenkrankheit, Lämmersterben, steigende Impfkosten und Tierarztkosten, sinkende Fleischpreise, eine schwankende Futtersituation – das alles sind Themen, mit denen sich ein Schäfer auseinandersetzen muss. Wir müssen die Kosten genau im Blick haben. Jedes Jahr geben Schäfer auf, weil sich die Arbeit für sie nicht mehr lohnt.
Wir haben eine vergleichsweise große Schäferei. Unsere Herde hat rund 600 Muttertiere, dazu kommen ab dem Frühjahr noch die Lämmer. Manche Schafherden sind im Winter im Stall und müssen dann gefüttert werden. Unsere Schafe sind jedoch auch im Winter draußen und übernehmen die Pflege der Zwischensaat auf den Feldern. Im Sommer, etwa von Mai bis Oktober, ist es vor allem Deich- und Naturschutzpflege. Dafür werden sie in Herden gehalten. Oder sie sind den Winter über im Stall, wo der Schäfer sie dann mit Heu, Silage und Futter versorgt. Schäfer arbeiten seit jeher an ihren Herden mit Herdenschutz- und Hütehunden.
Goldener Tritt – so wichtig sind Schafe für unsere Landschaften
Schafe können von Natur aus rohfaserreiche Nahrung, die wie Gras und Blätter nur wenig Energie enthält, sehr gut verwerten. Deshalb werden sie schon seit langer Zeit für die Landschaftspflege eingesetzt. Abhängig von der Region sind sie ganzjährig draußen und fressen dabei unterwegs junge Pflanzen und Gras. Schafherden gehen so beispielsweise über unsere Heide-Kulturlandschaften, um sie von größeren Pflanzen frei zu halten. Oder sie fressen die Wintersaat, um die Pflanzen vor dem Frost zu schützen und die Wurzeln festzutreten. Im Sommer halten sie das Gras an Deichen kurz und treten den Boden nieder. Ihr fester Tritt und leichtes Gewicht sind dabei optimal, deshalb spricht man oft auch vom Goldenen Tritt. Sie pflegen den Boden, ohne ihn zu zertreten.
Welche Arbeiten übernehmen die Hunde an der Schafherde?
Schäfer haben in der Regel zwei Arten von Hunden: Herdenschutzhunde und Hütehunde. Ein Herdenschutzhund bewacht die Herde vor Wölfen und zweibeinigen Dieben. Herdenschutzhunde sind sehr unabhängig und arbeiten allein – auch nachts, wenn kein Schäfer dabei ist. Was viele nicht wissen: Auch tagsüber sind Wolfsrudel unterwegs, um Schafe zu schlagen. Wir haben in letzter Zeit in Norddeutschland Wolfsrudel mit 12 bis 16 Wölfen erlebt. Sie können einen riesigen Schaden in einer Herde anrichten.
Hütehunde machen tagsüber die Arbeit, wenn der Schäfer dabei ist. Sie helfen ihm direkt bei seiner Arbeit: Sie halten die Herde zusammen, treiben sie von A nach B oder treiben sie in Gruppen auseinander.
Welche Hunderassen setzen Sie für Ihre Schafherde ein?
Einige Hunderassen sind für diese Arbeiten am Schaf sehr gut geeignet, etwa die Schäferhundrassen. Unsere vier Hütehunde sind alle Harzer Füchse.
Ein Dackel beispielsweise wäre bei einer Schafherde ganz falsch am Platz. Dackel sind Solitärjäger und gehen in einen Fuchs- oder Dachsbau. Ein Harzer Fuchs ist dagegen ein Hütehund und will von sich aus mit Schafen arbeiten.
Für den Herdenschutz haben wir sechs Hunde: 3 Kaukasen und drei Kangals. Sie schützen unsere Herde. Kangals sind besonders schnell und haben eine enorme Beißkraft, die sie beim Eindringen von fremden Tieren in die Herde einsetzen. Sie sind uns gegenüber jedoch sehr anhänglich und arbeiten vollständig allein.
Neue Hunde bekommen wir immer auf Empfehlung
Ideal ist es natürlich, wenn uns bekannte Schäfer gerade einen Wurf liegen haben. Es gibt aber leider immer weniger Schäfer und daher auch immer weniger Schäferhunde.
Ein zusätzliches Problem: Alte Rassen werden manchmal plötzlich nachgefragt. Durch die schnelle Züchtung verwässern dann oft die Fähigkeiten der Arbeitslinien. Es geht uns nicht darum, dass die Elternhunde in Shows oder Wettbewerben ausgezeichnet worden sind. Wir sind auf eine gute Arbeitslinie angewiesen. Die Hunde müssen von sich aus arbeiten wollen. Außerdem müssen sie zum Schäfer und zu den Schafen passen.
Wir hatten mit unserem Rumpel wirklich Glück. Er ist jetzt 13 Jahre alt und vor zwei Jahren in Rente gegangen und war bis dahin unser Haupthund. Er war einzigartig im Hüten und hatte ausgezeichnete Erbanlagen. Mit Herz und Verstand arbeitete er unermüdlich. Dieser Hund ist wirklich unersetzlich und außergewöhnlich in seinem Wesen.
Wie lange dauert die Ausbildung der Herdenschutz- und Hütehunde?
Unsere Hunde wachsen von Anfang an mit den Schafen auf. Die Hunde müssen für ihre Arbeit natürlich auch Kommandos lernen. Jeder Hund wird dafür einzeln ausgebildet, dies ist vor allem Learning by Doing. Sie werden an ihre Aufgaben herangeführt – je zeitiger, desto besser. Es gibt immer einen Haupthund und Nebenhunde. So lernen die Hunde voneinander.
Die Ausbildung eines guten Hütehundes, auf den man sich verlassen kann, dauert ihre Zeit, oft Jahre, und ist unser Daily Business. Die Zeitdauer hängt auch von den anstehenden Aufgaben ab. Man sollte den Hund unbedingt immer darin bestärken, dass er gut gearbeitet hat und etwas gut gemacht hat.
Kommt es auch vor, dass ein Herdenschutz- oder Hütehund am Ende für seinen Job doch nicht geeignet ist?
Ja, das kommt tatsächlich vor. Solch ein Hund wird dann Haus- und Hofhund. Das kann man sich vorstellen wie im Management: Die Schafe sind sozusagen die Mitarbeiter, sie erwirtschaften das Geld. Die Hunde sind in diesem Beispiel sozusagen die Direktoren. Wenn man da jemanden bezahlt, der zwar viel Geld kostet, aber keine Leistung bringt – dann hat er da auf Dauer keinen Platz …
Ein Schäfer mit so einer Herdengröße wie bei uns muss sich auf seinen Hund blind verlassen können.
Da darf kein Hund Unsinn machen, wie etwa die Herde auseinandertreiben oder sich von der Herde entfernen. Wir überqueren ja Äcker mit neuer Saat, mit Kartoffeln oder kommen an Feldern mit Spargel vorbei, auf die wir nicht dürfen. Da muss man sich auf den Hund verlassen können, und darauf, dass er gut arbeitet.
Haben Sie spezielle Anforderungen ans Futter für Ihre Herdenschutz- und Hütehunde?
Ja, es muss ein Hochleistungsfutter sein, das dem Hund ausreichend Nährstoffe und Energie gibt. Je nach Tag arbeiten die Hunde ja sehr viele Stunden. Manchmal laufen sie 30 Kilometer am Tag. Wenn der Schäfer 5 Kilometer mit den Schafen geht, dann laufen die Hunde bis zu zehnmal so viel. Sie laufen ständig hin und her. Das ist eine ganz andere Leistung als etwa bei einem Haus- und Hofhund. Deshalb muss das Futter die entsprechenden Nährstoffe haben. Es darf nicht zu magenfüllend sein und sollte nicht mit Zusatzstoffen versehen sein. Das Futter muss der Leistung entsprechend ausgestattet und proteinreich sein.
Alle unsere Hunde bekommen dasselbe Futter. Nur unser Senior, der Althund, der ist fast 14 Jahre alt, der bekommt RINTI Senior. Er ist aber schon in Rente …
Das RINTI Futter ist einfach gut. Wenn die Hunde richtig Leistung bringen müssen wie bei uns, ist es das Beste.
Fazit: Hütehunde sind bei Wind und Wetter draußen unterwegs und haben ein sehr aktives Leben
Schäfer sind bei ihrer täglichen Arbeit auf ihre Hütehunde und Herdenschutzhunde angewiesen. Sie verrichten wichtige Arbeiten an der Schafherde – teils völlig selbstständig, teils in enger Zusammenarbeit mit dem Schäfer. Einige Hunderassen bringen dafür schon von Natur aus die passenden Veranlagungen mit. Der Schäfer wählt für sich Tiere aus besonders guten Arbeitslinien aus. Im Arbeitsalltag werden die Hunde gründlich ausgebildet und werden zu hochgeschätzten Mitarbeitern für den Schäfer. Sie haben ein äußerst aktives Leben und sind jeden Tag mit der Schafherde unterwegs – 365 Tage im Jahr und bei jedem Wetter.