Was Hundehalter zur Leinenpflicht in der Brut- und Setzzeit wissen müssen

Nervt, ist aber wichtig: Darum müssen unsere Hunde in der Brut- und Setzzeit an die Leine

Die Sonne scheint endlich wieder wärmer, das zarte Grün zeigt sich an Bäumen und Büschen, und die Vögel singen lauter und schöner als sonst. Spüren Sie auch diese Aufbruchstimmung im Frühling? Genauso geht es Ihrem Hund – und gerade deshalb muss er an die Leine. Was Sie zur Leinenpflicht in der Brut- und Setzzeit wissen müssen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Viele Hundehalter sind von der Leinenpflicht in der Brut- und Setzzeit genervt. Denn gerade im Frühjahr wollen Hunde frei umherlaufen und die Gegend erkunden. Sie sind genauso überwältigt von den vielen Geräuschen, verlockenden Gerüchen und den vielen kleinen Wildtieren! Doch genau diese wilden Tiere sind der Grund, warum Sie Ihren Hund nun an der Leine führen sollten. Jetzt zahlt es sich aus, wenn Sie mit Ihrem Hund trainiert haben, dass er nicht an der Leine zieht.

Geht Ihr Hund grundsätzlich gut an der Leine, gibt es im Frühling in der Brut- und Setzzeit weniger Schwierigkeiten.

 

Was bedeutet „Brut- und Setzzeit“?

Die Brut- und Setzzeit bezeichnet den Zeitraum, in dem wildlebende Tiere ihren Nachwuchs bekommen sowie pflegen und aufziehen. Bei Vögeln ist dies die Zeit des Nestbaus, Brütens und der Aufzucht der Jungvögel. Bei anderen frei lebenden Wildtieren wie Kaninchen, Hasen, Rehen oder Wildschweinen, die in dieser Zeit ihren Nachwuchs in die Welt setzen, bezeichnet man dies entsprechend als Setzzeit.

Gute Gründe für Hundehalter, die Leinenpflicht in Brut- und Setzzeit zu beachten

Frau joggt mit angeleintem Hund auf einem ländlichen Feldweg.

Auch wenn Ihr Hund gewöhnlich gut auf Ihre Kommandos hört, gibt es viele gute Gründe, weshalb Sie als Hundehalter darauf achten sollten, die Leinenpflicht einzuhalten. Die Hormone Ihres Hundes spielen im Frühling schnell verrückt und er verhält sich oft anders als noch wenige Wochen zuvor. Genauso wie wir das Frühjahr spüren, tut Ihr Hund es auch! Damit unsere Hunde jedoch keine Gefahr für Wildtiere werden, besteht eine Leinenpflicht:

  • Wildtiere wie Hasen, Rehe, Enten, Feldlerchen und viele andere Tierarten bekommen im Frühjahr Nachwuchs. Die Leinenpflicht für Hunde in dieser Zeit dient dem Schutz der trächtigen sowie der ungeborenen Tiere und der Jungtiere. Da der natürliche Lebensraum von Wildtieren immer stärker eingeschränkt wird, sind Hasen oder Rehe sowie Bodenbrüter wie Kiebitze, Bekassinen oder Fasane darauf angewiesen, ungestört ihren Nachwuchs aufziehen zu können. Nur dann bleiben die Artenvielfalt und das empfindliche ökologische Gleichgewicht erhalten.
  • Sowohl Jungtiere als auch die Elterntiere sind in der Brut- und Setzzeit durch frei laufende Hunde besonders gefährdet.
  • Manche Vogelarten bauen ihre Nester am Boden. Diese sogenannten Bodenbrüter verlassen bei Gefahr fluchtartig ihr Gelege. Die Folge: Die Eier kühlen ab, sodass die Küken sterben, bevor sie schlüpfen, oder sie fallen Nesträubern zum Opfer.

Dabei muss es gar nicht zu einem direkten Kontakt mit einem Hund kommen. Wildtiere sind sehr scheu und oft reicht es schon aus, dass der Hund in die Nähe des Nests kommt, damit die Elterntiere ihre Nachkommen verlassen.

Auch Hunde mit einem schwachen Jagdtrieb müssen in der Brut- und Setzzeit an die Leine

Manche Hundebesitzer finden die Leinenpflicht übertrieben, beispielsweise, weil ihr Hund nur einen sehr schwachen Jagdtrieb zeigt. Doch auch dann stört die Anwesenheit von Hunden die Wildtiere. 

  • Bereits die Anwesenheit eines Hundes in der Nähe des Geleges bedeutet für Wildtiere Stress.
  • Und selbst wenn Ihr Hund einen schwachen Jagdtrieb hat: Taucht plötzlich ein Wildtier wie ein Hase oder Reh auf, rennt er wahrscheinlich trotzdem erst einmal hinterher.
  • Auch wenn der Hund das Wildtier nicht fängt oder verletzt, kann es durch die Jagd zu einer Fehlgeburt kommen. Jungtiere sind andererseits noch nicht so schnell und können dem Hund eventuell nicht entkommen. Oft haben sie auch so starke Angst, dass der Fluchtinstinkt aussetzt und sie in einer Schockstarre verharren.
  • Wenn Ihr Hund beim Stöbern im Unterholz bodenbrütende Vögel aufschreckt, ist dies für die Jungvögel lebensbedrohlich. Das kann auch einem Hund ohne ausgeprägten Jagdtrieb passieren, der einfach seiner Neugier und seiner feinen Nase folgt.

In welchem Zeitraum gilt Leinenpflicht in Brut- und Setzzeit?

In Deutschland gibt es keine einheitliche Regelung zur Brut- und Setzzeit, denn der Zeitraum wird von den Bundesländern individuell – und unterschiedlich – festgelegt. Vielfach gilt der Zeitraum vom 1. April bis 15. Juli als Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit, in manchen Bundesländern gibt es jedoch abweichende Regelungen. Im Bundesland Bremen beginnt der Zeitraum beispielsweise bereits am 15. März, im Saarland gilt dagegen die Zeit vom 01. März bis 30. Juni als Brut- und Setzzeit. Informieren Sie sich daher über die Vorschriften vor Ort, wenn Sie eine Reise oder einen Ausflug in ein anderes Bundesland planen.

„Freie Landschaft“ – das bedeutet der Begriff

Die zeitlich begrenzte strengere Leinenpflicht gilt vor allem dort, wo Hunde sonst ohne Leine laufen dürfen: in der sogenannten „freien Landschaft“. Zur freien Landschaft gehören unter anderem Waldflächen und freie, unbebaute Flächen. Das gilt auch, wenn sie innerhalb ansonsten bebauter Ortsteile liegen. Zu den Flächen der freien Landschaft gehören auch die zugehörigen Wege und Gewässer.

Nicht zur freien Landschaft gehören:

  • Straßen und Wege für den öffentlichen Verkehr
  • Gebäude, Hofflächen und Gärten
  • Parkanlagen
  • Felder für Gartenbauflächen sowie Baumschulen und Obstanbauflächen

Ein Bußgeld droht, wenn Sie die Leinenpflicht zur Brut- und Setzzeit nicht einhalten

Hundehaltern, die sich nicht an die Leinenpflicht halten, droht ein Bußgeld. In der Regel ist es mehrere Hundert Euro hoch, im Einzelfall kann es jedoch auch deutlich höher ausfallen. Damit es gar nicht erst dazu kommt, nutzen Sie die Brut- und Setzzeit als Nachschulung, in der Ihr Hund verstärkt lernt, wieder mehr auf Ihr Kommando zu hören und an der Leine zu gehen. Was Ihr Hund unter den verschärften Bedingungen im Frühling lernt, läuft dann anschließend umso besser.

Teilen Sie diesen Artikel mit Ihren Freunden & Bekannten:

Weitere Artikel der aktuellen Ausgabe