Wenn Ihr Hund nicht trinken will
Tipps und Tricks, wie Sie das Trinkverhalten Ihres Hundes anregen können
Dr. Andreas Seide erklärt im Interview, warum Hunde manchmal zu wenig trinken, welche Folgen das haben kann und wie Sie für eine bessere Hydration bei Ihrem Hund sorgen können.
Tierarzt Dr. Andreas Seide arbeitet seit 1998 in Bremen
mit seinem Team für das Wohl seiner Patienten.
Herr Dr. Seide, woran kann es liegen, wenn ein Hund nicht trinken will?
Das kann auf verschiedenen Ursachen beruhen. Wenn ein Hund nicht trinken will, liegt dies häufig an einer Krankheit. Bei Schmerzen oder Erkrankungen der Maulhöhle verweigern Hunde die Flüssigkeits- oder Nahrungsaufnahme, da diese in Verbindung mit Schmerzen stehen. Magen-Darm-Erkrankungen, die mit Erbrechen einhergehen, beeinträchtigen ebenfalls die Flüssigkeitsaufnahme bei Hunden. Merkt der Hund, dass er das Wasser sofort wieder ausspuckt, geht er irgendwann nicht mehr an seinen Napf. Ein seltener Fall wäre außerdem eine Beeinträchtigung wegen Kehlkopflähmung. Diese Erkrankung ist eine Folge von Tollwut, welche so in Deutschland aber praktisch nicht mehr vorkommt.
Wie viel sollten Hunde trinken?
Bei kleineren Tieren braucht es täglich 70 Milliliter pro Kilogramm und bei größeren Tieren 50 Milliliter pro Kilogramm, damit der Hund ausreichend versorgt ist. Je nach Temperatur und Auslastung sollten Sie Ihrem Hund auch mehr Wasser geben. Wenn Sie Ihrem Hund Feuchtfutter geben, kann er darüber leichter Flüssigkeit aufnehmen als bei Trockenfutter. Wenn Ihr Hund an Erbrechen oder Durchfall leidet, sollten Sie seine Flüssigkeitsversorgung genauer beobachten und einen Tierarzt konsultieren.
Welpen haben einen höheren Bedarf als erwachsene Hunde, da sie mehr Nährstoffe und Energie für ihr Wachstum benötigen. Alte Hunde trinken ebenfalls mehr. Manche trinken sogar zu viel. Aufgrund von verschiedenen Erkrankungen kann ihr Durstempfinden höher ausfallen oder sie trinken immer weiter, ohne zu merken, dass sie eigentlich keinen Durst mehr haben.
Stress – auch hormoneller Stress – kann ebenfalls das Trinkverhalten beeinträchtigen. Sind Hündinnen läufig, wirkt sich die hormonelle Spannung sowohl auf die Hündin selbst als auch auf Rüden in ihrem Umfeld aus. Neue Rangordnungen, Umzüge oder Zuwachs in der Familie können sich auch Stress für Ihren Hund bedeuten, sodass er nicht trinken will.
Manchmal hat es aber auch eine ganz andere Ursache: Einige Hunde haben Angst vor ihrem Napf. Gerade Metallnäpfe können laute und für Ihren Hund unheimliche Geräusche machen, wodurch Ihr Hund Angst vorm Trinken und Fressen haben kann.
Welche Anzeichen gibt es, dass ein Hund zu wenig trinkt?
Ein deutliches Anzeichen ist, dass die Schleimhäute austrocknen. Schleimhäute sollten immer leicht glänzend und feucht sein. Sie können auch eine Hautfalte aufziehen und daran testen, ob Ihr Hund dehydriert ist. Wenn sich die Hautfalte schnell wieder glatt zieht, ist alles in Ordnung. Bleibt die Hautfalte länger stehen, leidet der Hund an einem erhöhten Flüssigkeitsmangel. Außerdem werden Hunde apathisch, wenn sie länger nicht trinken. Im schlimmsten Fall kann eine Dehydrierung zu Organschäden und Vertrocknung führen.
Sind trockene Nasen auch ein Anzeichen, dass ein Hund zu wenig trinkt?
Eine trockene Nase ist dagegen kein Anzeichen für eine Dehydrierung. Die Drüsen auf der Nase sorgen für eine feuchte und kalte Nase, produzieren das Sekret aber auch weiter, wenn Hunde nicht trinken. Wenn die Drüsen nicht arbeiten, ist die Nase einfach nur trocken und warm.
Welche Tipps gibt es, damit ein Hund mehr trinkt?
Sie können überwiegend Feuchtfutter statt Trockenfutter geben oder Wasser unters Futter mischen. So nimmt der Hund automatisch wichtige Flüssigkeit mit auf, obwohl er nicht aktiv am Trinken ist. Ansonsten können Sie das Wasser durch Brühe oder Wurstwasser geschmackvoller machen. Spezielle Hundegetränke helfen ebenfalls bei der Flüssigkeitsaufnahme. Verteilen Sie zusätzlich mehrere Wassernäpfe im Haus, damit Ihr Hund immer Zugang zu frischem Wasser hat.
Ist Milch eine Alternative, damit ein Hund mehr trinkt?
Nein! Von Milch ist eher abzuraten. Auch in kleinen Mengen – vermischt mit Wasser – kann sie bei einigen Hunden Unverträglichkeiten verursachen. Welpen werden zwar mit Muttermilch gestillt, wechseln aber irgendwann auf Wasser. Mütter können schließlich nicht ihr ganzes Leben stillen. Mit der Zeit werden die Enzyme für die Laktosespaltung nicht mehr hergestellt und Hunde werden laktoseintolerant. Seltener können Hunde auch eine Milchallergie haben.
Sollte Ihr Hund trotzdem nicht trinken wollen, zögern Sie nicht, einen Tierarzt aufzusuchen. Dort wird er, je nach Grad der Dehydrierung, stationär aufgenommen und mit Flüssigkeit versorgt.