Magen-Darm, Gelenkprobleme und andere Hundekrankheiten, die häufig vorkommen

Wie Sie Hundekrankheiten vorbeugen und Beschwerden lindern können

In die Praxis von Herrn Dr. Seide kommen Hundehalter mit vielerlei Problemen und Beschwerden – einige Krankheiten begegnen ihm jedoch besonders oft. Über diese „typischen“ Hundekrankheiten und Beschwerden sprechen wir in diesem Artikel. Wie Sie häufigen Hundekrankheiten vorbeugen sowie Symptome lindern können und welche Rolle dabei das Futter spielt, erfahren Sie hier.

Herr Dr. Seide, welche Hundekrankheiten und Beschwerden begegnen Ihnen in Ihrer Praxis besonders häufig?

Sehr häufig bringen Halter ihre Hunde mit Magen-Darm-Beschwerden in unsere Praxis. Oft gibt es aber auch Lahmheiten – mit muskulären und auch knöchernen Problemen bzw. Gelenkproblemen. Außerdem ist Übergewicht ein großes Problem, welches den Haltern nicht selten aber nicht bewusst ist. Zunehmend sehen wir auch Hautpatienten – insbesondere Allergiker. Zu bestimmten Jahreszeiten häufen sich auch die Atemwegspatienten.

Ist es „normal“, dass Hunde auch mal krank werden?

Ja, das kommt auch bei Hunden vor. Besonders bei Magen-Darm-Erkrankungen und Infektionen stecken sich Hunde schnell gegenseitig an. Immer wieder gibt es dann eine regelrechte Magen-Darm-Welle. Beim Spazierengehen oder auf der Hundewiese beschnüffeln sich viele Hunde, und da überträgt sich eine solche Infektion schnell. Aber auch Halter können Erreger mitbringen und einen Hund infizieren. Das Gleiche gilt zum Beispiel auch für Atemwegserkrankungen. Durch soziale Kontakte verbreiten sich die Erreger. Gerade wenn Hunde viele soziale Kontakte haben, ist es durchaus „normal“, dass sie sich mal eine Infektionskrankheit einfangen. 

 

Kranker Hund liegt unter einer Wolldecke.

Gibt es bestimmte rassetypische Hundekrankheiten, auf die Halter ein besonderes Augenmerk haben sollten?

Viele Hunde haben mit rassetypischen Beschwerden zu kämpfen – die sind je nach Rasse, aber auch nach Zucht individuell stark ausgeprägt. Rassedispositionen sind Erbkrankheiten, die auch unbemerkt weitervererbt werden können. Chondrodystrophe Rassen (z. B. Französische Bulldogge, Dackel, Mops, Jack Russel Terrier) haben häufig mit erblich bedingten Beschwerden zu kämpfen.

Chondrodystrophe Rassen sind Hunderassen, deren Körperproportionen durch die Zucht verändert wurden – die Beinlänge, die Körperlänge oder Kopfgröße. Viele Hunde leiden unter zu kleinen Nasen, die zu Atemwegsproblemen führen. Auch die Brachyzephalie, die sogenannte „Kurzköpfigkeit“, sorgt bei vielen Hunden für Atembeschwerden – z. B. bei Französischen Bulldoggen. Sie sind außerdem anfälliger für Magen-Darm-Beschwerden sowie Futtermittelunverträglichkeiten. 

„Kurznasen“ sind im Allgemeinen anfälliger für Magen-Darm-Erkrankungen, da die Druckverhältnisse im Körper ganz anders sind. Sie neigen so stärker zum Erbrechen.

Auch die Veränderung der Körperproportionen führt zu problematischen Rassedispositionen. Bei Französischen Bulldoggen führt dies beispielsweise häufig zu Problemen im Keilwirbel, die zu Rückenbeschwerden führen können. Auch Dackel leiden zum Beispiel oft unter einer vorzeitigen Alterung der Bandscheibe, die zu einem Bandscheibenvorfall führen kann.

Welche Möglichkeiten gibt es, typischen Hundekrankheiten vorzubeugen und sie zu behandeln?

Magen-Darm-Beschwerden:

Um Magen-Darm-Erkrankungen vorzubeugen, ist es wichtig, dass Halter darauf achten, dass ihre Hunde nicht aus stehenden Gewässern trinken, da hier bestimmte Algengifte zu Beschwerden führen können – besonders im Sommer. Halter sollten ihre Hunde außerdem so trainieren, dass sie keine Abfälle fressen. Auch beim Kontakt zu anderen Hunden können Infektionen übertragen werden. Ist Haltern bekannt, dass aktuell Hunde im eigenen Umfeld Symptome zeigen, dann ist es wichtig, diese Kontakte für einige Zeit zu reduzieren.

Treten Magen-Darm-Beschwerden auf, dann sollte der Hund einen halben bis ganzen Tag erst mal gar kein Futter mehr bekommen. Wichtig ist, dass die Hunde trotzdem weiter trinken. Am besten zimmerwarmes Wasser in kleinen Portionen. Hat sich der Magen-Darm-Trakt dann etwas beruhigt, ist es wichtig, vorsichtig mit Schonkost zu starten. Leicht verdauliches Futter mit einem geringen Fettanteil ist dabei wichtig. Der Fleischanteil sollte deshalb vergleichsweise geringer sein. Dafür liefern Reis oder Vollkornnudeln einen gut verdaulichen Ersatz. Wird der Stuhl des Hundes wieder fester, kann auch wieder das normale Futter gegeben werden. Der Umstieg darf aber nicht plötzlich erfolgen – ideal ist eine vorsichtige Umstellung innerhalb von 3 bis 4 Tagen.

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Gelenkprobleme:

Um Gelenkbeschwerden vorzubeugen, ist gleichmäßige Bewegung wichtig – besonders bei Rassen, die zu solchen Beschwerden neigen. Gelenkbelastende Spiele wie intensive Stöckchenspiele sind besonders dann zu vermeiden, wenn es bereits Beschwerden gibt. Auch das Spiel mit anderen Hunden kann durch ruppige Bewegungen zu Schmerzen führen. Hier muss natürlich individuell abgeschätzt werden, wie viel und welche Bewegung dem Hund schadet. Es ist außerdem sehr wichtig, Übergewicht zu vermeiden, da dies die Gelenke stark belastet. Schwimmen ist dabei auch für Hunde mit Gelenkproblemen eine sinnvolle Möglichkeit, schonend Muskeln aufzubauen. Dies sorgt dafür, dass Gelenkschmerzen vermindert werden. 

Bei Hunderassen, die zu Gelenkbeschwerden neigen, kann die Fütterung von entsprechenden Futterzusätzen schon ab dem Welpenalter sinnvoll sein. 

Futterzusätze und Spezialfutter können bei Hunden, die zu Gelenkproblemen neigen, schon vorbeugend sinnvoll sein. Aber besonders bei Hunden, die bereits Beschwerden haben, muss auf das Futter geachtet werden. Spezialfutter enthält wichtige Zusatzstoffe, die den Gelenkstoffwechsel unterstützen und entzündungshemmend wirken.

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Kranker Hund ist beim Tierarzt.

Übergewicht:

Häufig ist Haltern nicht bewusst, wie viel Energie sie ihren Hunden durch Futter und zusätzliche Snacks zuführen. Der Grund für Übergewicht bei Hunden liegt fast immer in der Fütterung durch die Halter. Das Gewicht lässt sich beim Hund fast ausschließlich über das Futter steuern. Im Vergleich zum Menschen verbrennt der Hund bei Bewegung deutlich weniger Energie. Eine Gewichtsabnahme kann somit nicht allein durch mehr Bewegung erreicht werden. Hier muss eine Futterumstellung erfolgen. Dabei ist es wichtig, dass der Hund trotzdem alle wichtigen Nährstoffe erhält und der Magen-Darm-Trakt ausreichend gefüllt ist. Reduzieren Halter nur die Futtermenge, dann kommt es zum Nährstoffmangel und der Hund wird nicht ausreichend satt. Sinnvoll ist deshalb die Fütterung von speziellem Diätfutter. Hier erhält der Hund alle wichtigen Nährstoffe, eine optimale Futtermenge und kann durch das kalorienarme Futter trotzdem gesund abnehmen.

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Eine gesunde Verringerung des Übergewichts beim Hund muss langsam und kontinuierlich erfolgen, damit sich der Magen-Darm-Trakt an die Umstellung gewöhnen kann – sonst droht auch Hunden der Jojo-Effekt.

Kann man Hunde auch krank füttern? 

Eine ausgewogene Ernährung ist auch bei Hunden enorm wichtig und wirkt sich auf deren Gesundheit aus. Die Ernährung von Hunden ist ein viel diskutiertes Thema – auch in unserer Praxis. Es gibt Ernährungstrends, denen ich mit Vorsicht begegne. Zum Beispiel wird zur Vorbeugung von Giardien oft eine kohlenhydratfreie Fütterung empfohlen. Über einen längeren Zeitraum kann dies allerdings zu einem erhöhten Diabetes-Risiko führen. Barfen ist ein weiterer Trend. Auch hier ist die Ausgewogenheit und die richtige Deckung des täglichen Bedarfs an Nähr-, Mineralstoffen, essentiellen Aminosäuren und Vitaminen bedeutend. Sowohl eine Mangelversorgung als auch eine Überversorgung kann problematisch sein. Das Risiko, dass diese Ausgewogenheit sowie hygienische Faktoren beim Barfen nicht gewährleistet werden, ist hoch und kann zu Krankheiten führen:

Mangelversorgung: 

  • Eiweiß: Abmagerung und Verminderung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Infektionserkrankungen, verringerter Muskelansatz, erhöhter Fettansatz
  • Fett: Haarkleidschäden, Fortpflanzungsstörungen
  • Phosphor- und Vitamin D: Rachitis, Osteomalazie (Störung im Knochenbildungsprozess
  • Kalzium: Knochenstoffwechselstörungen
  • Magnesium: Leistungsminderung, Bewegungsstörungen, Störungen im Nervensystem
  • Kupfer: Blutarmut, Pigmentverlust des Haarkleides, Störung der Skelettentwicklung
  • Eisen: Blutarmut, Leistungsschwäche, Infektanfälligkeit
  • Zink: Hauterkrankungen, Felldefekte, Wundheilungsstörungen
  • Jod: Schilddrüsenfunktionsstörung
  • Vitamin A: Augen- Haut und Schleimhauterkrankungen, Nachtblindheit
  • Vitamin E: Fruchtbarkeits- und Wachstumsstörungen, Störungen im Drüsen-, Muskel und Nervengewebe
  • Vitamin K: allgemeine Blutungsbereitschaft
  • Vitamin B-Komplex: Störung des Stoffwechsels der Nerventätigkeit, Bildung roter Blutkörperchen, Hauterneuerung
  • Vitamin C: verringerte Widerstandsfähigkeit

Überversorgung: 

  • Kalzium: teils massive Knochenfehlstellungen
  • Vitamin D Überversorgung bei gleichzeitigem Kalziummangel: Osteodystrophie
  • Vitamin D: schwerwiegende Kalkablagerungen u.a. in Nieren, Herz und Lunge
  • Vitamin A, E und K: Leberdegeneration

Allergien und Unverträglichkeiten: 

Es gibt einige Hunde, die unter Futtermittelallergien oder Futtermittelunverträglichkeiten leiden. Die Symptomatik ist bei beiden Erkrankungen gleich. Hunde reagieren dabei oft über die Haut mit Juckreiz, Ausschlägen oder auch Fellproblemen und Ohrenentzündungen. Aber auch Durchfall und Erbrechen sind Symptome. Um herauszufinden, ob eine Allergie oder Unverträglichkeit für Futtermittel besteht, sollten Halter erst mal testen: Füttern Sie Ihren Hund über zehn bis 12 Wochen mit nur einer einzigen Eiweißquelle, die der Hund bisher noch nicht kennt – z. B. Pferd, Ziege oder Känguru. So können Sie feststellen, ob die Symptomatik weniger wird oder sogar ganz verschwindet. Da Huhn, Rind und Fisch am meisten verfüttert werden, bestehen hier auch die meisten Allergien und Unverträglichkeiten – die Suche nach einem verträglichen Futtermittel verläuft bei jedem Hund ganz individuell. 

Atemwegserkrankungen: 

Viele Hunde, die mit Atemwegsbeschwerden in unsere Praxis kommen, leiden unter angeborenen, rassebedingten Atemwegserkrankungen. Hier sind oft operative Maßnahmen erforderlich. Aber auch andere Atemwegserkrankungen bzw. deren Symptome erfordern auf jeden Fall den Weg in eine Tierpraxis. Präventiv gibt es hier wenig Möglichkeiten. Auch die Ernährung hat auf Atemwegserkrankungen leider keinen Einfluss.  

Ob Magen-Darm-Infektion, Gelenkprobleme oder Atemwegserkrankung, bei eindeutigen Symptomen ist ein schneller Besuch in der Tierpraxis immer richtig und wichtig.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Seide!

 

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