Zecken beim Hund – wie gefährlich sind sie?
Wichtige Informationen vom Tierarzt zur Vorbeugung und Behandlung von Zecken
Steigende Temperaturen haben auch für Hundehalter unangenehme Folgen: Mittlerweile ist fast das ganze Jahr über Zeckensaison. Im Interview erklärt Tierarzt Dr. Andreas Seide, wie gefährlich Zecken sind, worauf Hundehalter achten sollten und was Sie tun können, wenn der Hund von einer Zecke gebissen wurde.
Unser Interviewpartner
Tierarzt Dr. Andreas Seide arbeitet seit 1998 in Bremen mit seinem Team für das Wohl seiner Patienten.
Herr Dr. Seide, können Zeckenbisse für Hunde gefährlich werden?
Ja, denn Zecken können auf Hunde genau wie auf uns Menschen Krankheiten übertragen. Zwar ist nicht jede Zecke mit gefährlichen Erregern infiziert, ihr Anteil steigt jedoch immer weiter.
Mittlerweile ist das gesamte Bundesgebiet von Zecken betroffen, die potenziell Krankheitserreger weitergeben können – auch wenn die Infektionsraten lokal sehr unterschiedlich sind.
Die bei uns häufigste Zeckenart ist der sehr weit verbreitete Gemeine Holzbock (der den lateinischen Name Ixodes ricinus trägt). Zunehmend haben wir außerdem Probleme mit der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), die noch vor ein paar Jahren vor allem im Mittelmeerraum vorkam. Durch den Klimawandel hat sich diese Zeckenart nun auch immer mehr in nördlichen Gebieten ausgebreitet.
Welche Krankheiten können Zecken auf Hunde übertragen?
Hunde erkranken zwar grundsätzlich weniger häufig durch einen Zeckenbiss als Menschen, wir beobachten jedoch immer wieder auch schwerwiegende Erkrankungen.
Die häufigsten durch Zecken ausgelöste Erkrankungen beim Hund sind:
- Die Borreliose
Borreliose wird durch sogenannte Borrelien ausgelöst – Bakterien, die zur Gruppe der Borrelia burgdorferi gehören. Bei einem Zeckenbiss können diese Erreger übertragen werden. Nicht immer kommt es sofort zu einer Erkrankung. Borrelien persistieren – das heißt verbleiben – jedoch oft jahrelang im Körper und können zu einem späteren Zeitpunkt reaktiviert werden. Ist der Hund dann zu einem späteren Zeitpunkt gestresst oder sein Immunsystem geschwächt, kann die Borreliose mit typischen Symptomen wie Gelenkschmerzen und -schwellungen oder sogar Lahmheit doch noch ausbrechen.
- Die Anaplasmose
Die Anaplasmose beim Hund wird ausgelöst durch das Anaplasma phagocytophilum, ein Bakterium, welches weiße Blutkörperchen befällt und zerstört. Meistens zeigt der Hund bei dieser Erkrankung Fieber, Apathie, Fressunlust sowie geschwollene Gelenke. Die Anaplasmose kann durch eine Blutuntersuchung nachgewiesen werden. Behandelt wird sie recht zuverlässig mit Antibiotika.
- Die Babesiose
Die Auwaldzecke überträgt die sogenannte Babesiose, eine gefährliche Krankheit, die unbedingt behandelt werden sollte. Babesiose ist eine Krankheit, die von Babesien (Babesia canis) genannten Erregern ausgelöst wird. Umgangssprachlich wird die Babesiose auch „Hundemalaria“ genannt, weil man sie früher vor allem von Urlaubsreisen mit dem Hund aus dem Mittelmeerraum kannte. Heute sollte man auch bei uns daran denken. Bei der Babesiose werden die roten Blutkörperchen zerstört.
- Die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
Die FSME wird zwar eher selten auf Hunde übertragen. Eine Enzephalitis ist jedoch eine sehr gefährliche Hirnhautentzündung und muss sofort behandelt werden, da sie sonst tödlich verlaufen kann. Zu den Symptomen zählen Fieber, Apathie, Fressunlust und sowie Krämpfe oder Lähmungen. Gegen FSME gibt es keine Impfung.
Sollte man mit einer Zecke beim Hund zum Tierarzt gehen?
Die Zecke sollte so schnell wie möglich entfernt werden. Das erledigen Hundehalter in der Regel selbst. Zeigt der Hund jedoch Anzeichen einer Infektion, die durch Zecken verursacht sein könnte, oder entzündet sich die Bissstelle, ist ein Tierarztbesuch immer angeraten.
Wie lassen sich Zecken entfernen und was ist dabei zu beachten?
Hundehalter sollten immer prüfen, ob ihr Hund von Zecken befallen ist, und sie aus dem Fell kämmen. Je länger sich die Zecke festgebissen hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Krankheitserreger weitergibt. Um eine Zecke zu entfernen, gibt es verschiedene Möglichkeiten und Hilfsmittel. Am besten probieren Sie aus, mit welchem Hilfsmittel Sie am besten zurechtkommen.
Diese Hilfsmittel eignen sich zum Entfernen der Zecke:
- Zeckenzange: Zangen sind besonders weit verbreitet, um Zecken zu entfernen. Die Handhabung ist einfach: Sie greifen die Zecke möglichst dicht an der Haut und entfernen sie mit einer leichten Drehung.
- Zeckenhaken: Der Zeckenhaken wird oft auch als „kleiner Kuhfuß“ bezeichnet. Er hat unten eine spaltförmige Öffnung, die Sie unter die Zecke schieben. Dadurch wird die Zecke von der Bissstelle emporgehoben und entfernt.
Bei der Entfernung sollten Sie zügig, aber vorsichtig arbeiten. Sonst kann es passieren, dass der Kopf der Zecke in der Bissstelle stecken bleibt. Im ungünstigen Fall entzündet sich dann die Bissstelle.
Übergießen Sie Zecken nicht mit Öl, um sie zu entfernen!
Es ist ein Tipp, den man immer wieder hört: Zecken können abgetötet und entfernt werden, indem man sie mit Öl übergießt. Davon ist allerdings unbedingt abzuraten! Die Zecke stirbt zwar tatsächlich, wenn sie mit Öl übergossen wird: Das Öl verklebt ihre Atemwege. Jedoch gibt die Zecke in ihrem Todeskampf noch mögliche Krankheitserreger über die Beißwerkzeuge ab.
An welchen Symptomen können Hundehalter eine Infektion durch Zecken erkennen?
Vielfach verlaufen Erkrankungen durch einen Zeckenbiss wie etwa eine Borreliose unspezifisch. Manchmal kommt es aber auch zu Fieber und Gelenkschmerzen. Nicht immer lässt sich eine Infektion jedoch zweifellos nachweisen und eine reine Blutuntersuchung reicht dafür nicht aus. Der Nachweis von Antikörpern im Blut zeigt letztlich nur, dass der Hund Kontakt mit dem Erreger hatte, nicht aber, ob er noch infiziert ist. Ein Beweis ist letztlich nur eine Anzucht der Erreger aus der Bissstelle oder dem betroffenen Gelenk.
Wenn Ihr Hund wechselnde Gelenkentzündungen hat und Sie den Verdacht haben, dass es sich um eine Borreliose handelt, wird der Tierarzt wahrscheinlich Antibiotika verschreiben. Auch die übrigen genannten Krankheiten werden in einem solchen Fall mit untersucht. Fällt der Borreliose-Titer, also die Menge der Antikörper im Blut, nach der Behandlung mit dem Antibiotikum, ist davon auszugehen, dass die Borreliose die Beschwerden verursacht hat.
Wie kann man Zecken beim Hund vorbeugen?
Wer mit seinem Hund viel im Wald unterwegs ist, sollte auf jeden Fall über eine Zeckenprophylaxe nachdenken. Denn neben der Gefahr ernster Infektionskrankheiten kommt es auch vor, dass Hunde allergisch auf einen Zeckenbiss reagieren und Schwellungen an der Bissstelle entwickeln. Sie leiden dann unter einem starken Juckreiz und kratzen sich extrem an der Bissstelle.
Zur Prophylaxe gibt es mehrere Möglichkeiten: Hunde können zum Beispiel gegen Borreliose geimpft werden. Dies ist aus meiner Sicht allerdings ein schwieriges Thema, denn es gibt verschiedene Borrelien-Stämme und einige Präparate hatten in der Vergangenheit Nebenwirkungen. Bevor ich in meiner Praxis Hunde gegen Borreliose impfe, mache ich daher immer einen Bluttest. Haben Hunde einen hohen Titer gegen Borreliose, impfe ich nicht. Außerdem nützt die Impfung nicht gegen andere von Zecken übertragene Krankheiten, wie etwa FSME.
Hundehalter sollten die Zeckenprophylaxe ernst nehmen, damit es erst gar nicht zu einem Befall kommt.
Dafür gibt es im Fachhandel verschiedene Mittel, die einen Befall verhindern sollen. Einen gewissen Effekt können Zeckenhalsbänder oder Spot-on-Präparate haben, mit denen Sie Ihren Hund frei von Zecken halten.
- Zeckenhalsband: Halsbänder wirken durch eine Gasphase oder Puderphase, bei der sich der chemische Wirkstoff über den ganzen Körper legt und nach und nach in die Haut einzieht. Der Hund sollte das Halsband deshalb ständig tragen. Allerdings ist es bei Hunden, die gerne schwimmen, weniger wirksam, denn der Wirkstoff wird wieder abgewaschen und auch das Halsband selbst wird ausgewaschen.
Aufgepasst, wenn Kinder im Haushalt sind: In Haushalten mit kleinen Kindern kann ein Zeckenhalsband auch ungeeignet sein: Wenn kleine Kinder den Hund streicheln und danach ihre Hände in den Mund nehmen, nehmen sie den chemischen Wirkstoff auf. - Spot-on-Präparat: Spot-on-Präparate haben unterschiedliche Wirkstoffe. Gemeinsam ist ihnen, dass das Präparat direkt auf die Haut aufgetragen und über die Haut aufgenommen wird. Einige Wirkstoffe wie etwa Permethrin wirken als sogenanntes Repellent – das bedeutet, die Zecken werden durch den Wirkstoff abgewehrt. Andere Wirkstoffe töten die Zecke, wenn sie sich festbeißt.
Zwei Tage vor und nach der Behandlung sollte der Hund nicht mit Shampoo gebadet werden. Der Wirkstoff wird nämlich über die Hautfette gespeichert. Ist die Haut stark entfettet, wird der Wirkstoff schlechter gespeichert.
Einige Hunde reagieren empfindlich auf Spot-on-Präparate und spüren einen lokalen Juckreiz, der dazu führt, dass sie sich an der Stelle verstärkt lecken oder kratzen. In diesem Fall sollten Sie als Hundehalter überlegen, ob Sie ein anderes Mittel verwenden. - Tabletten: Auch Tabletten gegen Zecken werden angeboten und enthalten ähnliche Wirkstoffe wie Spot-on-Präparate. Der Repellent-Effekt von Tabletten ist jedoch geringer.
Wichtig: Von einer Kombination mehrerer Präparate ist unbedingt abzuraten, da es leicht zu einer schädlichen Überdosierung kommen kann. Manche Hundehalter schwören mit dem Hinweis auf Natürlichkeit auch auf Bernsteinketten, Bioresonanz oder ätherische Öle. Doch ergeben sich aus wissenschaftlichen Untersuchungen keine Hinweise auf ihre Wirksamkeit.
TIPP der RINTI-Redaktion: Viele Hundehalter schwören auf Knoblauchpräparate gegen Zecken
Ein Tipp der RINTI-Redaktion gegen Zecken: Es lohnt sich, einmal Knoblauch zur Vorbeugung bei Ihrem Hund auszuprobieren. Hunde sollten Knoblauch und andere Lauchgewächse bekanntlich besser nicht roh essen. Anders ist es bei Knoblauchprodukten, die speziell für die Anforderungen von Hunden hergestellt werden. Sie sind leicht verdaulich und gut bekömmlich – und durch das getrocknete Hühnerbrustfilet ein unwiderstehliches Leckerli für Ihren Hund. Gleichzeitig schwören viele Hundehalter auf ihre Wirkung gegen Zecken, da der Knoblauchgeruch die Zecken ganz natürlich fernhält. Probieren Sie es einfach einmal aus: Die RINTI Knoblauchecken gibt es im Frischebeutel im 80g- und 225g-Pack.
Suchen Sie Ihren Hund nach jedem Spaziergang gründlich ab!
Eine weitere Methode, um Zeckenbissen wirkungsvoll vorzubeugen, ist dagegen genauso einfach wie wirkungsvoll: Suchen Sie Ihren Hund nach jedem Spaziergang ab. Dazu gehört auch, dass Sie längeres Fell mit einem feinen Kamm oder einem speziellen Zeckenkamm durchkämmen. Zecken, die sich noch nicht festgebissen haben, können Sie so leicht entfernen.
Sind Zecken beim Hund für Menschen und andere Haustiere ein Risiko?
Immer sorgfältig nach Zecken abzusuchen ist noch aus einem anderen Grund sinnvoll: Es besteht immer die Gefahr, dass die Zecke auch auf den Hundehalter und seine Familie oder andere Haustiere wie etwa Katzen übergeht. Und infizierte Zecken sind für uns Menschen ein Risiko: Sie können uns mit Borreliose oder FSME infizieren. Von einer konsequenten Zeckenprophylaxe profitiert also auch der Hundehalter.
Tipp: Falls Sie als Hundehalter von einer Zecke gebissen werden und diese entfernen können, ist es immer möglich, die Zecke selbst untersuchen zu lassen. So wissen Sie, ob es überhaupt ein Risiko für Sie gibt. Dafür geben Sie die Zecke beim Arzt oder Tierarzt ab. Sie wird dann eingeschickt und auf mögliche Erreger hin untersucht. Stellt sich heraus, dass die Zecke nicht infiziert ist, hat sie auch keine Erreger weitergegeben und eine – prophylaktische – Antibiotika-Therapie ist nicht notwendig. Die Kosten für die Untersuchung müssen Patienten allerdings selbst tragen, sie belaufen sich auf etwa 60,00 EUR.