Ist Ihr Hund zu dünn?
Hier erfahren Sie, woran Sie Untergewicht erkennen und wie Sie vorgehen können, wenn Ihr Hund zu dünn ist
Untergewicht bei Hunden ist nicht nur ein Symptom – es ist gleichzeitig die Ursache für zahlreiche Folgeerkrankungen. Wenn Ihr Hund zu dünn ist, sollten Sie nicht zögern und schleunigst einen Tierarzt aufsuchen. Die wichtigsten Informationen über Ursachen, Folgeerkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten erfahren Sie hier. Im Interview berichtet Herr Dr. Seide über mögliche Ursachen und Therapieansätze.
Tierarzt Dr. Andreas Seide arbeitet seit 1998 in Bremen
mit seinem Team für das Wohl seiner Patienten.
Gewichtsschwankungen sind bei Hunden völlig normal. Je nach Alter, Rasse und Größe wiegen Hunde mal mehr und mal weniger. Rassen wie der Labrador besitzen durch ihre Zucht zur Wasserarbeit mehr Unterhautfettgewebe als beispielsweise der Dobermann. Diese Rasse hat von Natur aus weniger Unterhautfettgewebe. Wenn Hunde auffällig dünn sind, ist das häufig eine Begleiterscheinung von beispielsweise Magen-Darm-Erkrankungen und tritt in Zusammenhang mit verschiedenen anderen Symptomen auf. Sollte Ihr Hund immer weiter abnehmen und nicht krank sein, kann dies oft über eine Futteranpassung reguliert werden.
Wann ist ein Hund zu dünn?
Hunde gelten als zu dünn, wenn …
- die Rippenknochen deutlich hervorstehen und das Gewebe zwischen den Knochen eingefallen ist,
- die Beckenknochen und Dornfortsätze zu stark zu sehen sind,
- die Bauchhöhle eingezogen ist,
- Muskelmasse abgebaut wird.
Für Hunde gibt es einen Body Condition Score (BCS), über den Sie Unter-, Ideal- und Übergewicht eines Hundes bestimmen können. Der BCS orientiert sich an den oben genannten Punkten und funktioniert über diese visuellen Merkmale und nicht über berechnete Werte.
Es empfiehlt sich, das Gewicht eines Hundes regelmäßig zu prüfen, um mögliche Erkrankungen zu erkennen und schnell zu reagieren.
Welche Ursachen für Untergewicht bei Hunden gibt es?
Die Ursachen dafür, dass ein Hund zu dünn ist, sind ganz verschieden.
- Erkrankungen im Mundraum: Hat der Hund Schmerzen beim Kauen, kann es sein, dass er sein Futter verweigert. Suchen Sie bei ersten Anzeichen einen Tierarzt auf und füttern Sie bis dahin Feuchtfutter oder flüssige Kost.
- Operationen: Verschiedene Operationen können das Fressverhalten Ihres Hundes beeinflussen und einschränken. Eingriffe am Kiefer verhindern normales Fressen, da Ihr Hund in den meisten Fällen keine feste Nahrung zu sich nehmen kann. Auch Operationen im Bauchraum können sich in unterschiedlicher Weise auf das Fressverhalten Ihres Hundes auswirken. Er kann vielleicht lange gar nichts fressen, nur Feuchtfutter oder flüssige Nahrung zu sich nehmen oder sein Fressen nicht bei sich behalten.
- Stresssituationen: Wenn Hunde Angst haben oder stressige Situationen erleben, wirkt sich das oft auf ihr Fressverhalten aus. Rüden nehmen häufig ab, wenn Hündinnen in ihrer Umgebung läufig sind. Ihr Hormonhaushalt ist völlig durcheinander, wodurch einige Hunde ihr Fressen verweigern. Hündinnen nehmen zu dieser Zeit ebenfalls ab. Nach der Läufigkeit können Hündinnen in eine Art Depression verfallen und deswegen weniger fressen.
- Tumore, chronische Erkrankungen und Schmerzen: Wenn Schmerzen zu stark werden, wirken sie auf den ganzen Körper und beeinflussen jeden Ablauf. Verschiedene Tumore und chronische Erkrankungen bestimmen ebenfalls das Fressverhalten Ihres Hundes. Besonders dann, wenn der Magen-Darm-Trakt betroffen ist. Diabetes kann das Fressverhalten Ihres Hundes ebenfalls beeinflussen. Fühlt sich Ihr Hund durch den erhöhten Blutzuckerspiegel ständig satt, wird er auch nichts fressen.
- Zu kalorienarmes Futter: Ein einfacher und leicht zu behebender Grund ist zu kalorienarmes Futter. Gerade Hunde im Welpenalter oder sportliche Tiere haben einen hohen Kalorienbedarf. Erfüllen Sie diesen nicht, ist das Wachstum bei Welpen betroffen und energiereiche Hunde werden immer dünner.
Hunde werden im hohen Alter auf natürliche Weise dünner.
Hunde im hohen Alter neigen zu einem schnelleren Gewichtsverlust, da ihr Stoffwechsel nicht mehr wie bei einem jungen Tier arbeitet. Sie sollten hier allerdings aufpassen, da zu wenig Muskelmasse auch zu Instabilität bei einfachen Bewegungen führt. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt und geben Sie Futter speziell für Hunde-Senioren.
Wenn Ihr Hund zu dünn ist, liegt das selten an psychischen Erkrankungen
Hunde können nicht an Krankheiten wie Magersucht oder Ähnlichem leiden, da sie sich nicht an Schönheitsidealen orientieren. Stress und Depressionen können zwar das Fressverhalten bestimmen, andere Formen mentaler Erkrankungen, die für Menschen typisch sind und die zu Gewichtsverlust führen, sind aber eher untypisch für Hunde.
Sollte ich meinen Hund in der Bewegung einschränken, wenn er zu dünn ist?
Nein, das würde nur Verhaltensauffälligkeiten forcieren. Sportliche Hunderassen müssen immer so ausgelastet werden, wie sie es brauchen. Wenn sie sich spielerisch, geistig oder sportlich nicht ausleben können, kann ihr Verhalten mürrisch, eigensinnig oder sogar aggressiv werden. Versuchen Sie lieber das Futter anzupassen und kalorienreicheres Futter zu geben oder mehrmals am Tag zu füttern.
Wie sollte ich mich bei zu dünnen Hunden verhalten?
Wenn Ihr Hund stark an Gewicht verliert, sollten Sie dies in jedem Fall mit einem Tierarzt besprechen. Nur so können Erkrankungen ausgeschlossen oder richtig behandelt werden. Versuchen Sie das Fressen leicht anzuwärmen oder Brühe beizugeben, damit der Appetit Ihres Hundes angeregt wird.
Wenn Margen-Darm-Erkrankungen die Ursache für den Gewichtsverlust sind, setzt ein Tierarzt bei einem Hund häufig eine Sonde. Bei einer Sondenernährung wird dem Hund (fast) flüssige Nahrung verabreicht, die über eine Sonde aufgenommen wird. Dadurch wird die ausreichende Versorgung Ihres Hundes sichergestellt.
Da es zahlreiche Ursachen für Gewichtsverlust bei Hunden gibt, gibt es auch ebenso viele Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Lassen Sie sich von einem Tierarzt beraten.