Impulskontrolle beim Hund und wie Sie diese trainieren können
Mit diesen 3 Übungen trainieren Sie die Impulskontrolle Ihres Hundes. Ein Experteninterview mit Hundetrainer Bernd Baron
Ein anderer Hund, Wildtiere oder Radfahrer – Ihr Hund verliert ab und zu die Kontrolle? Impulskontrolle ist etwas, das grundsätzlich alle Säugetiere haben – auch Hunde und Menschen. Manche Hunde können ihre Impulse sehr gut kontrollieren, andere Hunde können dies nicht so gut. Im Experteninterview fragen wir den Hundetrainer Bernd Baron, was Impulskontrolle beim Hund ist, wodurch sie beeinflusst wird und wie Sie die Kontrolle Ihres Hundes trainieren können.
Ein Interview mit Bernd Baron – ein Hundetrainer, der für faires Hundetraining wirbt
Bernd Baron ist zertifizierter Hundetrainer, der seit über 15 Jahren Hunde trainiert und sich gewaltfreie Trainingsmethoden auf die Fahne geschrieben hat. Trainieren statt dominieren – diesem Leitsatz haben sich Bernd Baron und weitere Hundetrainer verpflichtet. Bernd Baron versteht sich in seinen Trainings auch als „Anwalt des Hundes“ und versucht Haltern die Perspektive des Hundes näherzubringen. Durch seinen eigenen Hund hat sich die Leidenschaft zum Hundetrainer entwickelt. In über 430 Schulklassen konnte er mit seinem Rüden Buddy den Kindern die „Angst vorm großen Hund“ nehmen. Als selbstständiger Trainer hilft er Hundehaltern außerdem in Einzeltrainings.
Was genau bedeutet Impulskontrolle beim Hund überhaupt?
Wie der Name schon sagt: Bei der Impulskontrolle geht es darum, den Drang, etwas Bestimmtes zu tun, zu kontrollieren. Für alle Säugetiere gibt es nämlich bestimmte Impulse, auf die sie reagieren. Wie und auf welche Impulse reagiert wird, ist von Hund zu Hund unterschiedlich.
Impulskontrolle ist von Hund zu Hund unterschiedlich und grundsätzlich individuell ausgeprägt. Das hat auch nichts mit der Rasse zu tun.
Wie äußert sich mangelnde Impulskontrolle beim Hund?
Da jeder Hund individuell auf Impulse reagiert, zeigt sich mangelnde Impulskontrolle bei jedem Hund anders. Beispiele sind:
- Bellen
- Mit anderen Hunden interagieren
- Anderen Tieren hinterherjagen
- Radfahrer oder Jogger ankläffen
- Hinter einem Ball herrennen
- Fressbare Dinge ins Maul nehmen
Welche Faktoren beeinflussen die Impulskontrolle des Hundes?
Unruhe und Schlafmangel haben einen großen Einfluss auf die Impulskontrolle des Hundes. Wenn ein gesunder, ausgewachsener Hund nicht auf seine 18 bis 20 Stunden Ruhepause kommt, lässt die Impulskontrolle schneller nach. Welpen brauchen sogar bis zu 22 Stunden lange Ruhephasen. Bekommen sie diese nicht, kann sich das langfristig in einer gestörten Impulskontrolle äußern.
Man kann sich die Impulskontrolle vorstellen wie einen Akku, der durch Ruhe und Schlaf aufgeladen wird.
Zudem ist die Impulskontrolle endlich. Sie erfordert viel Konzentration und ist anstrengend, deshalb ist der Hund irgendwann erschöpft. Das heißt: Ein Hund kann seine Impulse nur eine bestimmte Zeit lang kontrollieren. Diese Zeit ist individuell und kann von Hund zu Hund unterschiedlich sein.
Was ist der Unterschied zwischen Impulskontrolle und Frustrationstoleranz?
Grundsätzlich sind Frustrationstoleranz und Impulskontrolle zwei verschiedene Paar Schuhe. Während die Reaktion auf Impulse auch in positiven Situationen eintreten kann, z. B. wenn mein Hund andere Hunde in einem anderen Garten spielen sieht und zu ihnen laufen möchte, ist Frustration immer mit negativen Situationen verbunden.
Halter sollten natürlich alles tun, um Situationen zu vermeiden, die ihren Hund frustrieren.
Die Frustrationstoleranz des Hundes auszureizen, fördert auch nicht, dass der Hund seine Impulse besser kontrollieren kann. Es führt nur dazu, dass sich der Hund schlecht fühlt.
Kann man die Impulskontrolle von Hunden trainieren?
Ja, es ist möglich, die Impulskontrolle von Hunden zu trainieren. Dafür ist es wichtig, dass sich Hundehalter mit der richtigen Herangehensweise vertraut machen. Viele setzen den Hund zum Beispiel vor einen gefüllten Fressnapf, verlassen den Raum und bringen den Hund dazu, erst dann zu fressen, wenn sie selbst wieder im Raum sind und dem Hund das Kommando zum Fressen geben. Mit dem Training von Impulskontrolle hat das gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: Da die Impulskontrolle des Hundes endlich ist, kann es sogar dazu führen, dass der Hund in der nächsten Situation viel schneller die Kontrolle verliert, da schon ein Großteil seiner Impulskontrolle aufgebraucht ist. Er wird gestresst, ohne einen Lerneffekt zu erfahren. Hunde reagieren außerdem auf ganz unterschiedliche Impulse. So muss man Impulskontrolle auch situationsbedingt üben. Wenn der Hund z. B. gerne Hasen jagt, muss man ihm beibringen, dass dies nicht das richtige Verhalten ist. Die Grenzen müssen immer individuell gesetzt werden.
3 Übungen, um die Impulskontrolle von Hunden zu trainieren
Möchten Sie die Impulskontrolle des Hundes trainieren, sollten Sie ihm ein Alternativverhalten zeigen. Das Alternativverhalten soll Spaß machen, damit Ihr Hund es positiv bewertet. Stellen Sie sich eine Beispielsituation vor: Ihr Hund verspürt den Impuls, Hasen hinterherzujagen. Dann haben Sie die folgenden Möglichkeiten zum Training:
1. Umlenktraining mit Leckerli-Suchspiel
Ziel des Umlenktrainings ist es, unerwünschtes Verhalten zu unterbrechen und den Fokus des Hundes auf ein neues Ziel umzulenken. Wittert Ihr Hund das nächste Mal einen Hasen, sollten Sie ihm die Gelegenheit geben, sich der Situation zu entziehen. Das geht sehr gut mit Leckerlis oder einem Rennspiel in entgegengesetzter Richtung. Werfen Sie z. B. mehrere Leckerlis in die entgegengesetzte Richtung und machen Sie daraus ein Leckerli-Suchspiel oder ein gemeinsames Rennspiel in die entgegengesetzte Richtung. So hat Ihr Hund einen Anreiz, sich von dem Hasen abzuwenden, und verknüpft es positiv mit der leckeren Belohnung.
2. Click für Blick
Bei der Click-für-Blick-Technik belohnen Sie Ihren Hund akustisch mit dem Klicker oder einem Markerwort. Wenn Ihr Hund das nächste Mal einen Hasen erspürt, soll er Sie anschauen. Blickkontakt ist eine soziale Interaktion des Hundes und wird positiv gewertet. So können Sie Ihrem Hund zeigen, dass Sie sein Signal wahrnehmen und sich freuen, dass er den Hasen erkannt hat. Nach dem Blick folgt dann rasch die Belohnung. Und danach sollten Sie, wie im Umlenktraining, den Fokus Ihres Hundes auf eine andere Situation lenken.
3. 10-Leckerli-Spiel
Das 10-Leckerli-Spiel ist eine Methode, die die Konzentration fördert und in sehr vielen Bereichen ganz toll angewendet werden kann.
Wie belohne ich meinen Hund beim Training am besten?
Eine Belohnung ist nur dann eine Belohnung, wenn der Hund sie auch als solche erkennt. Tatsächlich funktioniert das mit Futter, welches dem Hund gut schmeckt, bei den meisten Hunden am besten. Das kann einfach ein Stückchen Käse sein oder andere Leckerlis wie RINTI Bitties.