Schmerzmittel für Hunde – das sollten Sie wissen
Schmerzmittel für Menschen sind für Hunde sehr gefährlich und oft sogar giftig. Was Sie bei der Verabreichung von Schmerzmitteln beachten müssen.
Unser Interviewpartner
Tierarzt Dr. Andreas Seide arbeitet seit 1998 in Bremen mit seinem Team für das Wohl seiner Patienten.
Herr Dr. Seide, warum sollten Halter ihren Hunden keine Schmerzmittel für Menschen geben?
Schmerzmittel für Menschen können bei Hunden großen Schaden anrichten. Schmerzmittel werden von unterschiedlichen Rezeptoren aufgenommen und anschließend weiterverarbeitet. Diese Rezeptoren unterscheiden sich deutlich zwischen Hunden und Menschen. Sogar zwischen einzelnen Hunden kann die Aufnahmefähigkeit so unterschiedlich sein, dass nicht alle das gleiche Schmerzmittel vertragen.
Präparate wie Ibuprofen oder Diclofenac sind sehr giftig für Hunde. Bei Diclofenac kann eine Einmalgabe im schlimmsten Fall sogar zum Tod des Hundes führen. Schmerzmittel für Menschen sind deswegen absolut ungeeignet für Tiere. Doch Ihr Hund muss natürlich nicht unter den Schmerzen leiden – es gibt extra Hunde-Schmerzmittel, die an die Körper und Rezeptoren der Tiere angepasst sind.
Mein Hund hat Schmerzen, woher weiß ich, was ich ihm geben darf?
Es ist sehr wichtig, dass Sie über Schmerzmittel für Hunde immer erst mit einem Tierarzt sprechen. Nicht jedes Schmerzmittel passt zu jedem Schmerz. Zudem wollen wir die Ursache bekämpfen und nicht nur die Symptome unterdrücken. Wenn Sie Ihrem Hund ohne Absprache Schmerzmittel geben, erschweren Sie die Diagnostik. Auch wenn Sie Ihrem treuen Vierbeiner gerne, so schnell es geht, den Schmerz ersparen wollen, ist es sehr angeraten, auf eine Rücksprache mit einem Tierarzt zu warten.
Welche Nebenwirkungen gibt es bei Schmerzmitteln?
Auch das ist immer ganz unterschiedlich. Die gängigsten Nebenwirkungen sind
- Übelkeit,
- Erbrechen oder
- Durchfall
- Seltener kommt es auch zu Entzündungen des Magen-Darm-Traktes.
Diese Unverträglichkeiten treten meistens innerhalb der ersten Woche nach der Einnahme eines Schmerzmittels auf und kommen bei kortisonfreien Entzündungshemmern vor. Hautausschläge sind eher untypisch und kommen kaum vor.
Welche Schmerzmittel für Hunde gibt es?
Novalgin ist für Hunde gut verträglich. Daneben gibt es noch Hunde-Schmerzmittel mit und ohne Kortison und morphinhaltige Mittel wie Morphinpflaster. Diese Pflaster werden seltener verordnet, da sie direkt auf der Haut kleben müssen. Dafür muss der behandelnde Tierarzt das Fell abrasieren. Die Klebestelle muss auch regelmäßig gewechselt werden. Denn die Haut unter dem Pflaster wirft Blasen und kann danach das Wirkmittel nicht mehr effektiv aufnehmen.
Tierärzte verordnen Schmerzmittel für Hunde meistens in Form von Tabletten oder als Dosierspritzen. Salben dringen oft nicht tief genug in den Organismus ein. Bei Blutergüssen sind sie aber gut anwendbar. Ich setze eher auf oral eingenommene Schmerzmittel, da Sie viel tiefer eindringen und leicht anzuwenden sind – ganz ohne schmieriges Fell. Befreien Sie zudem Ihren Hund regelmäßig von Salbenresten und baden Sie ihn dementsprechend.
Wie äußern sich Schmerzen von Hunden?
Das ist auch wieder ganz unterschiedlich. Je nach schmerzender Körperstelle gibt es verschiedene Symptome. Die gängigsten sind wohl:
- Zittern
- hängender Kopf
- eingeklemmter Schwanz
- Schonhaltung
Manchmal kann der Hund auch nicht mehr aufstehen, weil ihm das starke Schmerzen bereiten würde.
Wie werden Schmerzen von Hunden behandelt?
Eine Schmerztherapie ist nur eine Symptomtherapie. Die Ursache der Schmerzen verschwindet dadurch nicht. Schmerzen müssen wir auf lange Sicht behandeln und ganzheitlich betrachten. Überlassen Sie Hunde nicht zu lange dem Schmerz, da sich diese Erfahrung sonst negativ auf das Schmerzgedächtnis auswirkt.
Weitere klassische Therapieansätze sind Operationen, Gewichtsabnahme oder auch physiotherapeutische Maßnahmen. In Mischtherapien können wir der Ursache am besten auf den Grund gehen.
Hunde brauchen keine Hausapotheke
Ich kann es nur noch mal wiederholen:
Schmerzmittel für Hunde müssen vor der Verabreichung mit einem Tierarzt abgeklärt werden.
Jedes Krankheitsbild ist anders und erfordert eine genaue Untersuchung. Ein Mittel für alles gibt es deswegen leider nicht.
Halter von Patienten mit Dauermedikation wie bei einer Arthroseerkrankung sollten alle erforderlichen Mittel zu Hause haben. Diese werden je nach Behandlungsstadium alle drei Wochen bis alle drei Monate auf ihre Wirksamkeit überprüft.
Egal ob Ibuprofen, Diclofenac oder Paracetamol: Verabreichen Sie Ihrem Hund keine Schmerzmittel, die nicht ausdrücklich für ihn bestimmt sind. Sprechen Sie mit einem Tierarzt und handeln Sie nach seinem Rat.