Hunde aus dem Tierschutz? Das müssen Sie wissen
Alles über Pflege, Haltung und was Sie als neuer Halter erwartet
Hunde kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen ins Tierheim. Sie werden aber alle mit der gleichen Liebe und Wärme empfangen. Im Interview erklärt Frau Schwab vom Bremer Tierschutzverein e. V., wie die Tiere bei ihnen ankommen, wie die Pfleger und Tierärztinnen sich um sie kümmern und sie medizinisch versorgen und wie sie die Tierschutzhunde an neue Halter vermitteln.
Der Bremer Tierschutzverein e. V. kümmert sich mit viel Fürsorge um bedürftige Tiere
Tiere sind oft auf den Schutz und das Engagement von Tierfreunden angewiesen. Sie brauchen Menschen, die sich für ihre Rechte einsetzen und sie versorgen, wenn sie von Leid bedroht sind. Der Bremer Tierschutzverein e. V. setzt sich für Tiere ein, die auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind. Darüber hinaus engagiert sich der Bremer Tierschutzverein e. V. für rechtlich gesicherten Tierschutz und setzt sich gegen Tierversuche, Tierquälerei in Massentierhaltung oder -transporten ein.
Frau Schwab, woher stammen die Hunde, die Sie im Tierheim aufnehmen?
Die Hunde kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen zu uns. Es kommt vor, dass Menschen mit ihren Tieren überfordert sind und ihren Hund abgeben wollen. Während der Pandemie haben sich viele Familien Tiere zugelegt. Jetzt, wo der normale Alltag wieder läuft, passt ein Tier nicht mehr in ihr Leben. Manche geben ihren Hund auch ab, weil sie die gestiegenen Tierarztkosten nicht mehr stemmen können. Aber auch Hunde von verstorbenen Menschen oder Senioren, die ins Pflegeheim kommen, nehmen wir auf.
Wichtig ist, dass Personen einen Termin bei uns ausmachen, bevor sie ihren Hund zu uns bringen. Es fällt dann eine Abgabegebühr von 100 € an. Danach vermitteln wir den Hund an neue Besitzer weiter.
Die Polizei bringt oft auch Fundhunde vorbei. Das sind Hunde, die weggelaufen sind oder ausgesetzt wurden.
Was passiert mit den Tierschutzhunden nach ihrer Aufnahme?
In der Regel durchläuft jeder Hund den gleichen Prozess. Es gibt nur einen größeren Unterschied zwischen abgegebenen Hunden und Fundhunden: Besitzer, die ihre Hunde bei uns abgeben, können uns alle wichtigen Informationen über Stammdaten, Krankheiten, Vorlieben und Allergien mitteilen. Dadurch sind unsere Untersuchungen weniger intensiv. Wir können so eine bessere und schnellere Versorgung gewährleisten. Davon profitieren vor allem die Hunde selbst.
Bei Fundhunden ist es etwas schwieriger. Hier haben wir kein Wissen über die Vorgeschichte:
- Als Erstes kontrollieren wir, ob der Hund gechipt ist. Falls ja, versuchen wir darüber die Besitzer zu finden. Falls nicht, starten wir Aufrufe über unsere Internetseite oder Facebook.
- Wir untersuchen den Hund in der Zwischenzeit schon einmal und versorgen ihn mit entsprechenden Medikamenten. Fundhunde müssen während der ersten Tage in Quarantäne. So können sie andere Tiere nicht anstecken, falls sie krank sind.
- Bevor wir den Hund weitervermitteln, impfen, entwurmen und chippen wir ihn.
- Nach vier bis sechs Wochen vermitteln wir den Hund an neue Besitzer. Die Abnahmegebühr liegt für ausgewachsene Hunde bei circa 250 € und für Welpen bei 350 €.
Wie lange dauert die Vermittlung eines Tierschutzhundes?
Die Tierheimhunde sind unterschiedlich lange bei uns. Wie viel Zeit bis zu einer Vermittlung vergeht, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Gesundheit: Gesunde Hunde können wir schneller vermitteln als kranke. Die müssen wir erst aufpäppeln und gesund pflegen.
- Umgänglichkeit und Herausforderungen: Umgängliche Hunde finden tendenziell schneller ein neues Zuhause. Tierschutzhunde mit Herausforderungen passen nicht zu jedem Interessierten.
- Harmonie zwischen Halter und Hund: Es ist immer besser, wenn Halter und Hund sich kennen. Deswegen vereinbaren wir erst einige Kennenlerntreffen und Gassirunden mit neuen Hundebesitzern. So können wir schauen, ob der Halter zum Hund passt.
Wie werden die Tiere bei Ihnen umsorgt?
„Die Pfleger betreuen alle Tiere intensiv und individuell“
Einige Hunde haben schon viel erlebt – oft auch unschöne Dinge. Unser Anspruch ist es, jeden Hund mit Liebe und Fürsorge zu betreuen. Dazu zählen neben einer Grundversorgung aus Futter, Wasser, einer richtigen Auslastung und medizinischer Pflege auch Hundeschule, Denkspiele und viel Zuwendung. Wir schauen bei jedem Hund genau, was er braucht und wie umgänglich er ist.
Umgängliche Hunde können draußen im Auslauf mit anderen Hunden spielen. Verhaltensauffällige Hunde müssen wir zum Schutz der anderen Tiere und für ihre eigene Sicherheit erst trainieren.
Bei uns kommen täglich Gassigeher vorbei, die mit einzelnen Hunden spazieren gehen. Es ist immer schön zu sehen, wie Hund und Mensch etwas zusammen erleben.
Wie gehen Sie mit verhaltensauffälligen Hunden aus dem Tierschutz um?
Manche Tierheimhunde sind sehr verhaltensauffällig. Sie zeigen etwa ein sehr territoriales Verhalten, sind anderen Hunden gegenüber aggressiv bzw. ängstlich oder haben einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Wir versuchen in unserer Hundeschule, individuell auf jeden Hund einzugehen. So lernen wir mehr über sein Wesen und können den neuen Besitzern hilfreiche Tipps an die Hand geben. Manche Hunde müssen bei uns in die Hundeschule und zusammen mit anderen Hunden sozialisiert werden. Wir versuchen sie ein wenig zu therapieren, damit sie zusammen mit ihren neuen Haltern besser mit Ängsten und Stress umgehen können.
Neue Halter von Tierschutzhunden sollten bereits Erfahrungen mitbringen
Hunde mit Herausforderungen geben wir nur an bestimmte Halter ab:
- Sie sollten bereits Erfahrung mit Hunden haben.
- Wichtig ist auch, dass die Besitzer den Hund erst einmal kennenlernen und ein paarmal mit ihm Gassi gehen.
- Sie sollten zusätzlich an unserer Hundeschule teilnehmen – auch nach der Adoption eines Tierheimhundes.
- Wir bleiben aber immer mit den Besitzern in Verbindung. Wir kennen den Hund schon länger und wissen, was er nicht mag oder was er braucht. Diese Infos und Tipps sollten Halter immer im Kopf behalten – und uns dahingehend vertrauen.
- Hunde aus dem Tierschutz sind in Haushalten ohne Kinder besser aufgehoben. Wir können bei uns bereits schauen, wie sich ein Hund mit Artgenossen verhält – mit Kindern ist das schwieriger. Es ist daher immer sicherer, wenn die neuen Besitzer keine Kinder haben.
Das sollten Sie bei Hunden aus dem Tierschutz beachten
Tierheimhunde, ob mit oder ohne Herausforderung, brauchen zu Beginn eine besondere Zuwendung. So können sie sich leichter in ihr neues Zuhause eingewöhnen. Mit diesen Tipps klappt es bestimmt:
- Bieten Sie Ihrem Hund genügend Rückzugsorte.
- Gassirunden sollten am Anfang eher kürzer, dafür häufiger stattfinden.
- Sichern Sie Ihren Hund auf den Spaziergängen mit einem Hundegeschirr oder Halsband.
- Vermeiden Sie in den ersten Tagen Besuch.
- Entwickeln Sie klare Tagesabläufe, an denen sich Ihr Hund orientieren kann. Das gibt ihm Geborgenheit.
Wie finanziert sich das Tierheim?
Unsere Finanzierung kommt aus ganz verschiedenen Mitteln. Bei uns fallen jährlich circa 2 Millionen Euro Kosten an. Da zählen sowohl die Pflege und medizinische Versorgung als auch die Gehälter unserer fest angestellten Mitarbeitenden mit rein. Die Stadt finanziert uns mit etwa 800.000 Euro. Dafür nehmen wir die Fundhunde auf. Die offenen Kosten decken wir über Abgabe- und Aufnahmekosten der Tiere, Mitgliedsbeiträge, Spenden und Erbschaftsschenkungen.
So können Sie den Bremer Tierschutzverein e. V. unterstützen
Wir freuen uns immer über Unterstützung! Egal ob finanzielle Hilfe, Sachspenden oder ehrenamtliche Arbeit. Wir benötigen beispielsweise immer getreidefreies Hundefutter oder Dinge von unserer Amazon-Wunschliste. Aber auch Hilfe beim Saubermachen oder Gärtnern ist gerne gesehen.
Der Bremer Tierschutz e. V. versorgt neben Hunden auch Katzen, exotische Tiere, Ziegen, Fische, Tauben und Wildtiere. Falls Sie einen Hund aus dem Tierschutz adoptieren wollen, können Sie jederzeit einen Termin zum Kennenlernen vereinbaren.